Autor: Jens Epe

Haiti im Blickpunkt

Der Monat November steht am Gymnasium Maria Königin ganz im Zeichen des karibischen Inselstaates Haiti. Mit unterschiedlichen Aktionen sollen Spenden für die von einem schweren Erdbeben getroffenen Menschen gesammelt werden.

Warme Mahlzeiten für 500 Familien (Oktober 2021)

Alle Erlöse des Monats November kommen Kindern auf Haiti zugute:

  • die Einnahmen des mittwöchlichen Kuchenverkaufs
  • Erlöse aus dem Verkauf der Getränke aus dem Automaten in der Pausenhalle
  • Erlöse und Spenden der Aktion „Lenne-Kaffee“ der Jahrgangsstufen 5 und 6
  • Erlöse aus der Aktion „Pfandspende für Haiti“:
    Pfandbons können den Schülerinnen und Schülern von MK mitgegeben werden. In der Schule stehen Sammelboxen in den Klassenzimmern.

Zu den Hintergründen der Aktion:

Bei einem Beben der Stärke 7,2 auf der Richterskala kamen im August etwa 2200 Menschen ums Leben, 12000 wurden verletzt. Tausende Häuser wurden beschädigt und zerstört, wodurch zahlreiche Menschen obdachlos wurden. Das nur wenige Stunden darauffolgende Sturmtief „Grace“ verschlimmerte die Situation vor Ort dramatisch. Haiti, das ärmste Land Lateinamerikas, ist durch seine geografische Lage häufig von Naturkatastrophen betroffen, die marode Infrastruktur ist diesen Katastrophen nicht gewachsen und das Land wird dadurch regelmäßig in Aufbau zurückgeworfen.

Unkommentiertes Video vom Besuch bei Betroffenen des Erdbebens. Man kann das Ausmaß der Zerstörung nur erahnen.

Wir spenden alle Erlöse an die Salesianer Don Boscos, die sich auch auf Haiti besonders um Kinder kümmern. Sie investieren in den Bildungssektor, damit die jungen Menschen durch eine Schulausbildung die Chance haben, dem Kreislauf der Armut zu entbrechen. Dies ist gerade auf Haiti besonders wichtig, denn 50 % der Erwachsenen sind Analphabeten und die Schulbildungsquote der Kinder liegt bei lediglich 65 %. Ein tolles Beispiel für den Einsatz der Salesianer auf Haiti zeigt das folgende Video vom Dezember 2018.

Bericht über eine wieder aufgebaute Schule in Gressier

Ein weiteres Projekt der Salesianer sind die „kleinen Schulen“. Diese gibt es seit 1954. Sie wurden von Pater Bohnen gegründet. Ergriffen von der großen Armut in den Slums und dem Mangel an Schulen ermutigte Pater Bohnen lokale Lehrer, Schulen für die Kinder in den Slums zu errichten.  Heute stehen diese „Kleinen Schulen” mitten in den Slums La Saline und Cité Soleil, in denen sich nur wenige Hilfsorganisationen engagieren.

Klassenzimmer einer kleinen Schule
Klassenzimmer einer “kleinen Schule”

Die „Kleinen Schulen“ haben im Durchschnitt zwei bis drei Klassenzimmer, in denen jeweils etwa 30 Schüler im Alter von sechs bis 11 Jahren unterrichtet werden. Um den Einstieg in die Grundschule zu erleichtern, bieten die Salesianer Kindern ab drei Jahren die Möglichkeit die Vorschule zu besuchen. Viele Eltern schicken ihre Kinder auch deshalb in die kleinen Schulen, damit die Kleinen zumindest eine warme Mahlzeit am Tag bekommen.

Eindrücke aus den “kleinen Schulen”

Wer die Aktion für Haiti unterstützen möchte, kann dies auch gern mit einer Spende tun. (Spendenquittungen ab 50 € bei Angabe der postalischen Adresse, Kontoauszüge werden bis 200 € vom Finanzamt akzeptiert):

Servir e.V.
IBAN: DE30 4625 1630 0040 5319 98
Stichwort: HAITI
Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem

Maria Königin bleibt „Schule der Zukunft“

Der Titel „Schule der Zukunft“ wird durch die Natur- und Umweltschutzakademie  NRW im Auftrag des Umwelt- und Bildungsministeriums vergeben. Maria Königin wurde nach 2015 erneut für die Projekte im Bereich des Klima- und Naturschutzes, der Eine-Welt-Arbeit, des fairen Handels und der Bewusstseinsbildung belohnt.

Ausführliche Informationen mit anschaulichen Bildern finden Sie in dem folgenden Artikel von lokalplus.nrw:

https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/verschiedenes-lennestadt/maria-koenigin-bleibt-schule-der-zukunft-40894

2,5 Tonnen ALU recycled

Schüler unterstützen bei der Sammlung und dem Abtransport von 2,5t Aluminium.

Altenhundem. Eine gewaltige Menge Aluminium ist jetzt am Gymnasium Maria Königin abgeholt worden. Die Spedition Mönig transportierte im Auftrag der Firma Trimet mehr als 2,5 Tonnen gesammeltes und gesäubertes Aluminium ins Ruhrgebiet zum Recycling ab.Unter tatkräftiger Mithilfe der Schülervertretung und anderer engagierter Schüler wurden die gepressten Alublöcke in einen großen Container verladen.  Das Alu war im Rahmen des Servir-Projektes innerhalb von zwei Jahren gesammelt, gesäubert und bearbeitet worden.

Nils Kückelhaus von der Firma Trimet und Arne Regelbrecht vom Gesamtverband der Aluminiumindustrie waren voll des Lobes für das Projekt und die gute Qualität des Aluminiums. Der Gesamtverband hatte den Kontakt zur Firma Trimet hergestellt und wird auch eine Dokumentation über Aluminiumrecycling produzieren, in der das Servir-Projekt am Gymnasium Maria Königin eine wichtige Rolle spielt.

Aluminium ist wiederverwertbar

Aluminium lässt sich zu 100 Prozent wiederverwerten und ist gleichzeitig problematisch in der Produktion, da das Aluminiumerz Bauxit unter schwierigen Bedingungen unter anderem in Dritte-Welt-Ländern abgebaut wird. Die Herstellung von Aluminium erfordert zudem sehr große Mengen an Energie. Für das Recycling benötigt man gerade mal 5 Prozent dieser Energie. Daher hat die Aluminiumindustrie ein großes Interesse an Recyclingprojekten. 

Für die 2,5 Tonnen Aluminium erhält das Projekt Servir eine Vergütung von fast 4.000 Euro. Hinzu kommt ein Zuschuss der Stadt Lennestadt von über 500 Euro. Das Geld fließt in die Grundschule in Pundamilia in Kenia, die seit einigen Jahren vom Projekt Servir unterstützt wird.

Sammlung am 4. April

„Wir freuen uns über die erfolgreiche Alusammlung und werden diese selbstverständlich weiterführen,“ erklärt Anne-Katrin Lingemann vom Projekt Servir. „Um uns und den Schülern die Arbeit etwas zu erleichtern, bitten wir aber weiter darum, dass nur sauberes Aluminium abgegeben wird. Neben den Teelichtern nehmen wir auch Deo-, Haarspray- und Getränkedosen an. Wir sammeln auch größere Aluminium-Teile, wie zum Beispiel Autokennzeichen oder Töpfe aus Aluminium.“

Am Samstag, 4. April, wird von 10 bis 12 Uhr Aluminium an der Alu-Scheune hinter dem Gymnasium Maria Königin angenommen. Ansprechpartnerin am Gymnasium Maria Königin ist Anne-Katrin Lingemann (anne-katrin.lingemann@maria-koenigin.de).

Vielen Dank an LokaPlus (www.lokalplus.nrw) deren Bericht hier zu finden ist: https://www.lokalplus.nrw/nachrichten/verschiedenes-lennestadt/unterstuetzung-und-anerkennung-fuer-alu-aktion-des-mk-40961

Besuch in der Primary School in Pundamilia

Zum Zeitpunkt unseres Besuches in unserem Projekt in Pundamilia waren die Schüler leider gerade in die Ferien entlassen. Die Schüler, welche nicht gerade auf entferntem Besuch bei ihren Großeltern waren, ließen es sich aber nicht nehmen, uns an einem Tag in ihrer Schule willkommen zu heißen.

Bis dato sind zwei Klassenräume der Schule schon bezogen und eine Vorschulklasse gibt es auch. Die Schule beherbergt momentan 15 Kinder in der Vorschulklasse, 10 Erstklässler, 17 Schüler der zweiten Klasse. Nach und nach werden die kommenden Jahrgänge folgen.

Bei den jährlichen Examen werden die Leistungen der Schüler in dem jeweiligen Distrikt in einem Ranking verglichen. Auf den weitläufigen Distrikt Makuyuh fallen insgesamt 47 Schulen. Die Schüler der Grundschule in Pundamilia schafften es 2017 auf Platz drei, 2018 war es der zweite Platz.

Mit Hilfe einer Spende der Mubea Unternehmensgruppe konnte der Servir e.V. in diesem Jahr den Bau eines Spielplatzes und eines Fußballfeldes ermöglichen. Ein Basketballfeld ist gerade auch noch im Bau. Hier ein paar Eindrücke …

Zurück in Kenia

Eine Delegation des Servir e.V. besucht zum wiederholten Male das Projekt in Pundamilia, Kenia. Mit dabei sind diesmal zwei Jungingenieure des Start-Ups Aquaba, welche solare Entsalzungsanlagen entwickeln und mit diesen das vor Ort salzhaltige Grundwasser trinkbar machen wollen.

Der Hintergrund:

Seit 2012 unterstützt der Servir e.V. finanziell den Aufbau einer Sozialstation in Pundamilia. Seither wurde mit unseren Mitteln unter anderem eine Krankenstation errichtet, welche 2017 in Betrieb ging, und eine Grundschule, welche mittlerweile den zweiten Jahrgang und eine Vorschulklasse beherbergt.

Die Warmwasseraufbereitung und die Stromgewinnung auf dem Campus geschieht über Solarenergie. Für die Trinkwassergewinnung wurde bisher das Regenwasser in großen Wassertanks gesammelt. Das hatte aber v.a. in der Trockenzeit mehrfach zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung geführt. Um dauerhaft von Wasserlieferungen unabhängig zu sein, wurde Ende 2017 eine Tiefenbohrung vorgenommen. Das Projekt wurde unterstützt durch die Procent Initiative der Daimler AG. Die Freude war groß, als man in ca. 100 m Tiefe auf Grundwasser stieß. Bei der nachfolgenden Wasseruntersuchung stellte sich aber heraus, dass das Wasser salzhaltig ist.

Bisher konnte das Wasser nur als Brauchwasser beim Wäschewaschen und in den Sanitäranlagen der Schule genutzt werden. Um das Wasser zusätzlich trinkbar zu machen, hat der Servir e.V. in Aquaba einen potentiellen Partner gefunden. Das junge Start-Up aus Deggendorf entwickelt Solarmodule, welche mit einfachsten Materialien und Arbeitsschritten gefertigt werden können. Mit Unterstützung der technical school von Don Bosco in Makuyu sollen diese gefertigt und installiert werden. Seit dem 05. November sind die beiden Jungingenieure Christoph und Niclas von Aquaba nun für einen vierwöchigen Aufenthalt in Kenia, um mehrere Module aufzubauen und im Dauerbetrieb zu testet. Begleitet werden sie in den ersten Tagen von einer kleinen Delegation des Servir e.V.

Website Workshop

In großartiger Zusammenarbeit zwischen Lehrern des Gymnasiums Maria Königin und ehemaligen Schülern konnte die historische Website innerhalb eines Wochenendes modernisiert werden.

Unsere alte Website aus dem Jahre dem Jahre 1995 

Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar, wie Ihnen unsere neue Seite gefällt und was Sie sich noch wünschen.

Zwei gute Nachrichten aus Kenia:

Vor wenigen Wochen erreichte uns eine erfreuliche E-Mail aus Pundamilia. Sister Delora berichtet darin über die Fertigstellung des Spielplatzes für die Grundschüler. Neben zahlreichen Spielgeräte und Bällen verfügt der Spielplatz über eine Rutsche, zwei Schaukeln und ein Karussell. Bemerkenswert ist zudem, dass der Spielplatz komplett durch eine großzügige Spende der Mubea-Stiftung finanziert worden ist. Daher möchten wir uns an dieser Stelle auch im Namen der Schulkinder in Pundamilia mit den Worten von Sister Delora für diese außerordentliche Unterstützung bedanken: “We do appreciate your generosity and assistance. We promise our prayerful support for your mission. God bless your work.”


Die Euphorie über den 2017 gebauten Brunnen ist dahingegen schnell der Ernüchterung gewichen, dass nur sehr salzhaltiges Wasser gefördert wird, welches nicht zum Verzehr geeignet ist. Doch auch an dieser Stelle gibt es erfreuliche Neuigkeiten, die in einem kleinen Bericht auf der Schulhomepage zusammengefasst sind: http://www.maria-koenigin.de/?p=7614

Schwester Delora berichtet über Pundamilia in Kenia (2016)

Mitte Oktober erreichte uns ein Brief von Schwester Delora, in dem sie die Ereignisse des Jahres zusammenfasst:

2016 war wieder ein ereignisreiches Jahr. Unser Schöpfer hat durch die Hände vieler hilfsbereiter Mitmenschen in Fülle für uns gesorgt. So konnte z.B. mit den Spenden der SERVIR Gruppe in Deutschland der Bau des Lehrerzimmers und der Bau des Raumes für die Klassenlehrer inklusive der damit verbundenen sanitären Anlagen abgeschlossen werden. Es war wirklich eine große Hilfe. Die restlichen Räume, sechs Klassenräume und eine großen Pausenhalle hatte zuvor die spanische Hilfsorganisation „Manos Unidas“ finanziert. Die Schülerinnen und Schüler werden in den Pausen sicher draußen spielen so lange es das Wetter zulässt, aber bei schlechtem Wetter, insbesondere in der Regenzeit wird das nicht möglich sein. In diesen Zeiten wird dieser großzügig dimensionierte Raum sehr nützlich sein. Der verantwortliche Bauunternehmer hat mit den ihm unterstellten Arbeitern und den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einen sehr guten Job gemacht. Der Bau steht und es fehlt nur noch die Inneneinrichtung. Derweilen warten wir auf die notwendige Registrierung der Schule durch die zuständigen Behörden. Auch unsere Generaloberin in Tansania war nicht tatenlos. Sie hat alle Mittel bereitgestellt, die erforderlich waren um das Schulgelände aber auch die Krankenstation einzuzäunen und so gegen Diebstahl und unerwünschte Eindringlinge zu sichern. Auch hat sie es ermöglicht, dass das zunächst noch sehr unebene und raue Gelände eingeebnet wurde.

Vorderer Flügel der Grundschule

Wir sind sehr froh darüber, dass wir dieses Jahr mit der finanziellen Unterstützung aus Deutschland das Solar-Projekt realisieren konnten. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns mit kleinen Notlichtern, die am Tage durch das Sonnenlicht aufgeladen wurden, in der Nacht orientieren mussten. Jetzt haben wir Licht in Fülle und sogar der Kühlschrank und der Gefrierschrank, die wir zur Einweihungsfeier 2014 geschenkt bekamen, arbeiten. So haben wir jetzt auch kaltes Trinkwasser. Man muss das erlebt haben, um es wirklich zu schätzen. All das verdanken wir euch und eurer Großzügigkeit. Wir haben keine Worte, um unsere Dankbarkeit auszudrücken und versprechen, für alle von euch zu beten.

Die neu installierte Solar-Anlage

Unsere Obstbäume wachsen langsam aber stetig. Zunächst pflanzten wir Mais und Bohnen. Wegen des Mangels an Regen war die Ernte jedoch sehr schlecht. Es gibt inzwischen viele Blumen, die dem vormals kargen Gelände Schönheit verleihen und unser neues zu Hause ungemein bereichern. Auch Gemüse haben wir gepflanzt. Jedoch haben wir ein kleines Problem mit dem Wasser. Wir sammeln über die Dächer das Regenwasser aber das reicht nicht. So sind wir in der Regel zweimal in der Woche auf Gemeinde-Wasser angewiesen, das auf dem holprigen unbefestigten Weg mit Tankwagen angeliefert wird.

Besuch aus Deutschland im Jahre 2016

In Pundamilia gibt es schon seit vielen Jahren einen Kindergarten, der von den Salesianern aus Makuyu geführt wird. Etwa 120 Kinder werden dort in kleinen Klassenräumen von geschultem Personal betreut. Ihr Essen bringen sie in kleinen Plastikgefäßen von zu Hause mit. Genug Gelegenheit, Neid aufkommen zu lassen, denn die Qualität und Menge der mitgebrachten Essensrationen differiert stark. Aber die Kinder lernen auf diese Weise auch schnell zu teilen, zu tauschen und abzugeben. Etwa 40 der ältesten von ihnen werden im Januar die erste Klasse der neuen Grundschule bilden.

Evangelisierung und Katechese gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Kirche und wurden unserer Kongregation von unserem Gründungsvater, Bischof Louis LaRavoire Morrow, als unser apostolisches Charisma aufgetragen. Wir wollen den Glauben der uns anvertrauten Gläubigen vertiefen und ihr Leben durch das Wort Gottes, durch die Hl. Sakramente und Glaubensbildung verändern. Diesem Zweck dienen auch Hausbesuche, die wir jedem abstatten, der damit einverstanden ist, bzw. der es wünscht. So versuchen die Menschen näher zu Gott zu bringen.

SR. Ancy Jacob, unsere Schwester Oberin vom Provinzialat in Tansania hatte ihre kanonische Visitation in diesem Jahr extra so gelegt, dass sie mit dem geplanten Besuch aus Deutschland zusammentreffen konnte. Auch sie war überwältigt von dem Fortschritt, den das Projekt seit seinem Beginn vor vier Jahren dank der finanziellen Hilfe des Servir e.V. am Gymnasium Maria Königin genommen hat. Nicht nur das Mutterhaus, auch die Krankenstation und große Teile der Grundschule gehören dazu. Das Zusammensein mit den Vertretern aus Deutschland war dementsprechend herzlich. Ihr Dank gilt all denen, Schülern, Eltern, Lehrern und denen, die sich auch außerhalb der Schulgemeinde für das Projekt eingesetzt haben.

SR. Delora, SchwesterOberin der Missionsstation in Pundamilia

Pundamilia – unser neues Projekt (2013)

Nach dem Tod von Bischof Anselmo Müller im März 2011 wurde schnell klar, dass unserem Verein tiefgreifende Veränderungen bevorstehen. Auch noch nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Januar 2009 wurde fast jede Aktivität in Brasilien mit seinem Rat und seiner Hilfe abgewickelt.

Wie sollte es weitergehen? Sicher war nur, dass wir unsere beiden Kernprojekte, die Kindertagesstätte Servir und die Säuglingsrettungsstation weiter unterstützen werden. Die beiden genannten Projekte waren aber auf die Jahre gesehen nur ein kleiner Teil unserer Tätigkeitsfelder. Jedes Jahr hatte der umtriebige Bischof in seiner Diözese mit unserer Hilfe neue soziale Projekte in Angriff genommen. Diese Kapazitäten waren nun frei und so entschieden wir, ein neues Partnerschaftsprojekt zu suchen.

Wesentliche Kriterien dabei sollten sein, dass es sich um eine kleinere Schule im Aufbau oder der Erweiterung in einem Armenviertel handelt und dass die Schüler in einer der Sprachen unterrichtet werden, in der unsere Schüler auch mit ihnen z.B. über das Internet kommunizieren können. Wir hoffen auf diese Weise, den Partnerschafts-Gedanken zu beleben. Auch eine Reisemöglichkeit für Schülergruppen sollte es weiterhin geben, das bedeutet, dass das Projekt in einem Land liegen sollte, das zu den politisch stabilen zählt und wo die Gefahr an Leib und Leben für unsere Schülerinnen und Schüler möglichst gering ist. Nach längerer intensiver Suche, auch mit Hilfe mehrerer Orden und dem Hilfswerk Misereor wurden wir fündig. Doch letzte Gewissheit sollte ein Besuch vor Ort schaffen.

Besuch in Kenia

Im Mai 2012 besuchte eine vierköpfige Delegation des Servir e.V. das in Frage kommende Projekt, ein Ausbildungszentrum der Salesianer in Makuyu in Kenia. Wir waren beeindruckt von der Dimension und der Führung des Ausbildungszentrums. In einer sehr armen, relativ dünn besiedelten Gegend, deren Bevölkerung kaum Bildungschancen hat, plötzlich ein Bildungszentrum für schulischen Unterricht vom Kindergarten über das erste Schuljahr bis hin zum Abitur. Die Schulen sind zwar privat aber alle Abschlüsse enden mit einer staatlichen Prüfung. Eine gut ausgerüstete Berufsschule im gleichen Komplex rundet das Angebot ab. Berufe wie Drucker, Klempner, Schweißer, Schreiner, Maurer, Automechaniker, Elektriker werden dort für die Jungen angeboten, für die Mädchen das Friseurhandwerk und die Schneiderei. Das Ganze ist wie ein gelebter Traum, denn Bildung ist die einzige Chance für die Jugend, aus dem Teufelskreis des Elends herauszukommen.

Wir besuchten die Klassen der Grundschule und waren erstaunt, wie hoch die Motivation und Disziplin der Kinder ist. Das gleiche gilt auch für die anderen Schulformen. Bei der Berufsschule entdeckten wir subtile Formen eines dualen Lernens. Was die Berufsschüler für ihren Beruf lernen, können sie gleich bei der Fertigung von Produkten anwenden, die für das Projekt gebraucht werden oder die durch ihre Veräußerung dem Unterhalt des Schulkomplexes dienen. Dazu gehören vor allem Fensterrahmen aus Eisen, Bestuhlungen von Kirchen, Druckerzeugnisse, Schuluniformen usw.

Die drei Patres in der Niederlassung betreuen im Rahmen ihrer Pfarrei 16 kleine Gemeinden. Jede von ihnen hat eine kleine Kapellenkirche. Richtige Messen erleben die Gemeindemitglieder nur alle paar Wochen, denn von der eigenen Laienpastoral dürfen nur Wortgottesdienste gehalten werden. Auch die Betreuung eines Gefängnisses gehört zu den Aufgaben der Patres. Sie besuchen die Einrichtung alle 14 Tage und bringen kleine Geschenke mit. In der Regel eine Flasche Limonade und Kekse für jeden, das Dienstpersonal inbegriffen.

Schnell wurde klar, dass die vorgefundene, inzwischen fast 30 Jahre alte, Einrichtung eigentlich alle Eigenschaften besitzt, die wir uns vorgestellt haben und das in Fülle. Hier Unterstützung zu leisten, wäre wenig notwendig. Doch schon im Vorfeld wurde abgeklärt, dass unsere eigentliche Aufgabe der Aufbau eines Gesundheitszentrums und einer Grundschule im etwa sieben Kilometer entfernten Pundamilia sein würde. Der neue Komplex, noch unter der Federführung der Salesianer, soll nach seiner schrittweisen Fertigstellung ein Schwesternhaus, die Krankenstation und eine Grundschule mit den Klassen 1 bis 8 beinhalten.

Die Leitung der Einrichtung übernehmen Schwestern des Ordens „Schwestern von der unbefleckten Empfängnis”, deren afrikanisches Mutterhaus in Tansania liegt. Auch in Deutschland ist der Orden vertreten.

Zwei Schwestern, eine Krankenschwester und eine Lehrerin sind bereits seit Mai 2012 zu Gast in der Niederlassung der Salesianer in Makuyu, um das Projekt vorzubereiten. Ihr Einsatz ist bemerkenswert. Fast tagtäglich laufen sie zwölf Kilometer auf steinigen Wegen durch das Gelände, um die Bewohner der verstreut liegenden Hütten aufzusuchen und mit ihnen über ihre Pläne zu sprechen. Viele leben im Elend und haben kein Geld, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Im Krankheitsfall sind sie auf die Hilfe von örtlichen Wunderheilern angewiesen. Umso erfreuter sind sie, zu erfahren, dass eine Krankenstation eingerichtet wird, bei der eine dringend notwendige Behandlung nicht am Geld scheitern wird.

Die Ansprechpartner der beiden Schwestern sind zwar in der Regel Katholiken, aber genauso selbstverständlich stehen auf ihrer Liste auch Besuche bei Andersgläubigen. Immerhin sind etwa 10% der Bewohner Angehörige islamischer Glaubensrichtungen. Etwa 20% gehören lokalen Naturreligionen an. „Jeden, der sich mit uns unterhalten will, den suchen wir auf, denn die Kontakte über Religionen hinweg sind gerade hier sehr wichtig”, sagt Schwester Delora. Bei diesen Hausbesuchen ist Zuhören ein wichtiger Teil der Gespräche. Nur wenn man sich für die Sorgen und Nöte der in der Regel mittellosen Familien interessiert, baut sich das Vertrauen auf, das für eine erfolgreiche Zusammenarbeit notwendig ist.

Zwar gibt es eine staatliche Grundschule in Pundamilia, aber ihr Ruf ist so schlecht, dass viele Eltern sie meiden. Stattdessen schicken sie ihre Kinder schon im Alter von sechs Jahren jeden Tag auf den sieben Kilometer langen Weg in das Ausbildungszentrum Don Bosco.

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