Die Idee entstand im Religionsunterricht, als wir über die Armut in der Welt sprachen. Wir beschäftigten uns mit dem Phänomen, dass die meisten Kleidungsstücke in Asien produziert werden für sehr niedrigen Lohn unter erbärmlichen Arbeitsverhältnissen. Warum nähen wir nicht mehr in Europa?
Einige Schülerinnen erzählten, dass sie auch schon genäht hatten, andere wünschten sich, Nähen zu lernen. Und so fragte ich, wer denn mit mir für Servir nähen wollte. Das Interesse war groß.
Ich (Monika Lohmeyer) habe dann Kolleginnen gefragt, wer mir eine Nähmaschine leihen könnte, und so organisierte ich – einschließlich meiner eigenen – vier Nähmaschinen. Ich wollte anfangen, gefütterte Taschen zu nähen, weil am Anfang gerade Nähte am einfachsten sind. Da ich früher in der Schule erst Probelappen nähen musste und mich das nicht begeistert hatte, wollte ich sofort ein Produkt herstellen, weil das am meisten motiviert weiter zu machen.
So packte ich mein Nähgarn, alle Scheren, Stecknadeln und Verlängerungsschnüre ein und richtete den evangelischen Religionsraum als Nähzimmer ein. Rita Führt verschaffte mir Zugang zu Bügelbrett und Bügeleisen, die in der Schule vorhanden sind. Beim ersten Mal kamen 15 Mädchen, die überwiegend erste Erfahrungen mit dem Nähen machten. Es ging los mit Zuschneiden, dann mit Versäubern und schließlich wurden die ersten Nähte versucht. Nähmaschinen nähen sehr schnell, wenn man ordentlich Gas gibt, und so wurden manche Nähte sehr krumm, aber man kann ja auch langsam nähen.
Erstaunlicherweise entstanden trotz aller Schwierigkeiten Taschen. Sogar einige Henkel gelangen und wurden gewendet. Das Wenden der gefütterten Taschen führte zu Überraschungen, denn nun waren auch die krummen Nähte nicht mehr zu sehen. Die Ziernähte habe ich dann selbst genäht und die Ergebnisse waren für Anfänger beachtlich.
In den folgenden Wochen trafen wir uns immer wieder, sogar ein Junge kam dazu. Auch wenn weniger Schülerinnen kamen, waren am Ende immer mehr Taschen fertig und wir versuchten es mit Leseknochen, die schwieriger sind, weil man auch Kurven nähen muss. Andererseits müssen die Leseknochen auch gestopft werden, so dass für jede Begabung etwas dabei war.
Zum Elternsprechtag haben wir dann das erste Mal unsere Produkte verkauft. Leider fanden die Taschen keinen großen Anklang, weil jeder Stofftaschen hat. Dafür waren die Leseknochen schnell verkauft. Der Erfolg hat uns bestärkt weiter zu machen und so haben wir erst einmal weiter Leseknochen genäht. Im neuen Schuljahr sind sogar vier weitere Jungen dazugestoßen, die im Zuschneiden, Versäubern und Bügeln sehr gute Arbeit leisten.
Neben Leseknochen möchte ich als nächstes kleine Kabelhalter für Ladegeräte und andere herumfliegende Kabel nähen. Außerdem machte mich eine Freundin auf Utensilos aufmerksam, die man gut aus Stoffresten, auch aus alten Jeans nähen kann. Dann sind auch kleine Täschchen für Handys oder Kosmetiktäschchen auf dem Plan. Da können wir wieder gut gerade Nähte üben, aber auch wenn es etwas krumm wird, sieht man das nach dem Wenden nicht.
Die Servir-Nähgruppe ist eine tolle Kooperative. Die Schülerinnen und Schüler haben viel Geduld mit mir, wenn ich nicht jedem sofort helfen kann. Sie erklären sich inzwischen gegenseitig die Arbeitsschritte. Beim Umgang mit den Nähmaschinen muss ich noch oft helfen, ob es ums Einfädeln oder das Beseitigen von Fadensalat geht. Die Stimmung ist immer gut und entspannt. Ich denke, dass die Schülerinnen und Schüler gute Fortschritte im Nähen machen. Am nächsten Elternsprechtag werden wir unsere Produkte wieder anbieten und hoffentlich auch gut verkaufen, damit wir den Gewinn an Servir spenden können.
Aus dem Verkauf von selbstgenähten Leseknochen, Taschen, Utensilos, Kabelclips, Brillenetuis und Kosmetiktäschchen konnte die Nähgruppe der 7b im Jahr 2018 stolze 628,- € für SERVIR spenden