Begegnungsreise nach Pundamilia, Kenia 2023

Am 18.06.2023 starteten einige Mitglieder des Servir e.V. gemeinsam mit einer Gruppe von 6 Schülerinnen des Gymnasiums Maria Königin, die sich während ihrer Schulzeit für Servir e.V. engagiert haben, die lange geplante Reise nach Kenia zur Bishop Morrow Schule in Pundamilia. Unsere Reisegruppe wurde vor Ort von den Ordensschwestern, den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern mit einer unglaublichen Herzlichkeit empfangen. Die Kinder hatten gemeinsam mit den Lehrkräften eine bunte Willkommenszeremonie vorbereitet, bei der jede Klasse eine eigene kleine Aufführung präsentierte. Die erste Woche der Reise verbrachten wir vor allem in der Schule. Hier lernten wir bei der täglichen Teezeit, den gemeinsamen Mahlzeiten und den verschiedenen Spiel- und Sportangeboten, die wir in der Schule gestalteten, die Kinder und Erwachsenen aus Pundamilia und der Umgebung besser kennen. Besonders wichtig war es uns die Partnerschaft unserer Schulen, der Bishop Morrow Schule und des Gymnasiums Maria Königin, zu fördern. Dies gelang durch eine Präsentation über das Gymnasium in Lennestadt, mit der wir den Schulkindern in Pundamilia den Schulalltag der deutschen Schülerinnen und Schülern erklärten. In einzelnen Schulklassen wurden Briefe geschrieben und gestaltet, die wir als Beginn einer Brieffreundschaft mit zurück zu den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Maria Königin brachten. Außerdem gestalteten die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer, die Ordensschwestern und die Gäste aus Deutschland aus kleinen, bunt gestalteten Baumscheiben ein Wandbild in Form eines Herzens, das fortan die Schulwand in Pundamilia schmückt und an diese besondere Freundschaft erinnern soll. Unsere Gastgeschenke, wie etwa die neuen Spielsachen für den Pausenhof, wurden sofort gemeinsam ausprobiert und mit den Trikots, die die Firma Alfha aus Finnentrop vorab gespendet hatte, entstand ein spontanes Fußballspiel und Volleyballturnier.

Bei einem Spaziergang mit der Schulleiterin Sister Grace durch Pundamilia und weitere kleinere Ortschaften in der Nähe hatten wir die Möglichkeit, die Dorfbewohner und ihre Lebensumstände etwas genauer kennenzulernen.

So besuchten wir unter anderem den Ort, an dem Mary, eine Schülerin der Bishop Morrow Schule, lebt. Mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrer erst wenige Monate alten Schwester bewohnt sie eine Hütte, die sich mehrere Familien teilen. Die Mutter mit den drei Kindern kommt in einem einzigen Raum unter, der nur wenige Quadratmeter groß ist. Alles, was die Familie besitzt, lässt sich in einer Ecke dieses Raumes unterbringen und beschränkt sich hauptsächlich auf ein paar Töpfe. Geschlafen wird auf dem Boden, ohne Matratzen und Kissen. Marys Mutter zählt zu den ärmsten Menschen des Ortes. Nachdem der Vater bei einem Busunfall ums Leben kam, wurden Frau und Kinder von dem Rest der Familie verstoßen. In dieser schwierigen Situation wandte sich Marys Mutter an die Ordensschwestern in Pundamilia. Diese unterstützten sie dabei, ihre kleine „Wohnung“ zu finden. Die Schulgebühren für die Kinder werden aktuell vom Servir e.V. übernommen. Die Mutter bekam die Möglichkeit, sich etwas Geld mit Reinigungsarbeiten in der Schule zu verdienen. Zuletzt gelang es Marys Mutter mit einer kleinen finanziellen Hilfe durch die Ordensschwestern ein kleines Geschäft aufzubauen. In diesem Rahmen verkauft sie am Mittag Teigtaschen und am Abend Fladenbrote. Mit dieser Arbeit konnte sie so viel Geld verdienen, dass sie ein Stück Land pachtete, auf dem sie nun Lebensmittel für die Familie anbaut.

Auch, wenn zum Glück nicht jede Familie im Dorf von einem so besonders tragischen Schicksal betroffen ist, waren die Wohn- und Lebensumstände, auf die wir dort trafen, in keiner Weise vergleichbar mit dem, was wir aus Deutschland kennen.

In vielen Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und Ordenschwestern sowie in mehreren Schulrundgängen mit Besichtigung der Schulklassen und der Schulausrüstung wurde uns die gute und konstruktive Arbeit der Ordensschwestern und der Lehrer bewusst. Sie alle leisten einen großen Beitrag zur Förderung der Schulkinder und ihrer Talente und sie schaffen ein Umfeld der Geborgenheit und Unterstützung. Das spiegelt sich sowohl in der guten Stimmung der Schulkinder als auch in den sehr guten Schulnoten wieder, die die Schülerinnen und Schüler wiederholt in den nationalen Examensprüfungen erreichen.

Zum Ende des Besuches trafen sich die Mitglieder des Servir e.V. mit den Förderern der Bishop Morrow Schule. Die Eltern und Großeltern der Schulkinder betonten ihren Dank für die nun bereits jahrelang bestehende Freundschaft, Kooperation und Unterstützung. Besonders herausgehoben wurde dabei auch die Bedeutung der Schule für das Dorf Pundamilia und für die Region. Die schnelle Weiterentwicklung der Schule mit der Realisierung neuer benötigter Lernflächen und die Hilfsbereitschaft des Servir e.V., insbesondere in der aktuellen Zeit der Umstrukturierung des Kernlehrplans, wurde sehr gelobt. Es wurde aber gleichzeitig auch der Bedarf an weiteren Klassenräumen, Toiletten und Schulausrüstung zur Gewährleistung einer weiterhin guten Schulausbildung genannt.

Insbesondere stellten wir fest, dass neue Klassenräume benötigt werden. Wie bereits mehrfach beschrieben, wurde die Anzahl der Grundschuljahre von 6 auf 9 Schuljahre erhöht, indem die sogenannte Junior Schule (Klasse 7-9) in die Grundschule integriert wurde. Gemeinsam mit Manos Unidas, einer spanischen Hilfsorganisation, plant der Servir e.V. aktuell den Neubau eines zweistöckigen Gebäudes. Dieses soll später drei weitere Klassenräume für die Klassen 7 bis 9 im Erdgeschoss und in der zweiten Etage eine Bibliothek, einen Naturwissenschaftsraum/Labor und einen Musik- und Kunstraum beherbergen. Für ein zweistöckiges Gebäude setzten wir uns ein, um Platz auf dem kleinen Gelände zu sparen und nicht mehr als notwendig viel an Spielfläche der Kinder zu verbauen.

Einen besonders dringenden Bedarf sahen wir in der Erweiterung und Modernisierung der Schulküche, die bisher nur aus einem winzigen Steingebäude mit einer Kochstelle besteht. Hier wird täglich für die insgesamt mehr als 200 Schülerinnen und Schüler gekocht, was die Kapazitäten der bestehenden Küche deutlich übersteigt. Da das Mittagessen in der Schule für viele Kinder die einzige Mahlzeit des Tages darstellt, ist es uns als Servir e.V. ein großes Bedürftnis die Schule mit einer neuen Küche bestehend aus mehreren Kochstellen und einem Lager für Lebensmittel und Brennholz zu unterstützen.

Wir beendeten die Begegnungsreise 2023 mit einer mehrtägigen Safari im Tsavo Ost und West Nationalpark. Hier konnten wir viel für die einheimische Tierwelt erfahren. Insbesondere die großen Elefantenherden beeindruckten uns sehr.

Die Begegnung mit den Menschen vor Ort war für alle eine wertvolle Erfahrung. Die Entwicklung des Projektes in den letzten Jahren wurde evaluiert und es wurden Pläne für die Zukunft geschmiedet. Wir kommen motiviert und mit vielen neuen Eindrücken und Ideen zurück. Ganz besonders möchten wir uns im Namen der Schwestern von der unbefleckten Empfängnis Mariens und der Menschen in Pundamilia bei euch und Ihnen, liebe Unterstützer des Servir e.V., für das großartige Engagement und die vielen Spenden bedanken. Damit konnten wir bereits viel für die Menschen vor Ort erreichen!

Besuch in Pundamilia