Quebra Guiada ist ein kleines Fischerdorf am Rio São Francisco. Hier, ca. 50km von Januária entfernt, gibt es keinen Kontrast mehr zwischen arm und reich. Hier gibt es nur noch Armut.
Die Bauern hatten lange Zeit keine Chance, der Armut zu entfliehen. Dabei ist das Land fruchtbar, nur das Wasser fehlt, bzw. rauschte es in großen Mengen ungenutzt vorbei.1995 half ein Teil der Schülergruppe aus Deutschland beim Ausheben der Fundamente für einen größeren Gemeinschaftsbau. Dieses Gebäude sollte zum einen als Kirche, zum anderen aber auch als Treffpunkt für Gemeindeversammlungen und als Kornkammer zur Rettung der Ernte bei Hochwasserkatastrophen dienen. 1996 wurde auf Initiative des Servir-Arbeitskreises eine mobile Bewässerungsanlage angeschafft und in den folgenden Jahren ausgebaut
Anlässlich der Reisen von Schülergruppen des Gymnasiums Maria Königin 2000 und 2005 wurden weitere Projekte in Quebra Guiada umgesetzt: So entstand an dem Gemeinschaftsbau ein Wasch- und Toilettenhäuschen. Sehr nützlich war es für die Frauen des Dorfes, die zuvor bei jedem Wetter die Wäsche und das dreckige Geschirr in Schüsseln an den Rio Sao Francisco tragen mussten. Die Schüsseln hatten einen Durchmesser von 80cm bis 1m. Die 300m zum Fluss waren beschwerlich. Immerhin wogen die vollen Schüsseln etwa 40 bis 60 kg. Das galt insbesondere für Schüsseln mit nasser Wäsche. Das Ufer zum Rio Sao Francisco ist steil und die Höhendifferenz zum Flussbett immerhin fast 10m. Dabei wurden alle Lasten von den Frauen auf ihren Köpfen getragen.
Bei unserem letzten Aufenthalt in Quebra Guiada entstand ein weiteres Gemeinschaftgebäude. Mit dem Tod des Bischofs 2011 ist der Kontakt zu den Dorfbewohnern aber leider abgebrochen.
Unser Engagement in Quebra Guiada kann durchaus hinterfragt werden. Aber Bischof Anselmo Müller hatte seine Berater und Vorstellungen, denen wir vertrauen konnten. Die Einbindung der Dorfgemeinschaft, sowie der Handwerker aus der Umgebung deckte oftmals unterschiedliche Erwartungshaltungen auf und erforderte viel Diplomatie. Gleichzeitig stellte sich aber ganz besonders der zwischenmenschliche und interkulturelle Kontakt für unsere Gruppe und die Einheimischen als Erweiterung des Erfahrungs- und Wissenshorizontes heraus.
2005 konnte die Schülergruppe dann Neuerungen beobachten, die sicher nicht ausschließlich auf die Arbeit des Servir e.V., doch aber auf eine allgemeine Öffnung des Dorfes schließen ließen: Täglich fuhr nun ein Schulbus über das unwegsame Gelände Quebra Guiada an, um die Jüngsten zum regelmäßigen Schulbesuch im benachbarten Städtchen abzuholen. Die Kinder mussten nun nicht mehr kilometerweit zur Schule laufen, und nutzten diese Möglichkeit täglich mit großer Freude.
Außerdem konnte in den Gesprächen mit den Bewohner/innen über die Jahre hinweg ein größeres Wissen über die Welt außerhalb des Dorfes verzeichnet werden. Auch war das Verständnis für den Besuch aus Deutschland gestiegen.
Im Grunde sind es diese Veränderungen, die die Arbeit des Servir e.V. rechtfertigen: Einen kleinen Teil zum großen Wandel beizutragen. Vor den Dorfbewohnern von Quebra Guiada liegt derweil noch ein Stück Weg, bis sie sich selbst aus ihrer Situation befreien können. Wir hoffen, dass das Dorf von Verantwortungsträgern nicht vergessen wird und sich weiter positiv entwickeln kann.