2022: Fleißig wie die Bienen…

…waren in diesem Jahr Schüler, auch ehemalige Schüler, Eltern, unsere Hausmeister und Lehrer  auf der Obstwiese aktiv. Nachdem in den letzten beiden Jahren die Obstwiese aufgrund der Corona-Pandemie etwas vernachlässigt wurde, gab es auch großen Nachholbedarf.

Ein erster Arbeitseinsatz startete Ende Februar bei noch recht frostigen Temperaturen. Die Bäume, die in den letzten Jahren eher „strubbelig“ vor sich hin gewachsen sind, brauchten dringend einen Erziehungs-schnitt. Dankenswerterweise erklärte sich der Landschafts-gärtner Thorsten Salamon aus Schmallenberg bereit, uns die Grundlagen des Obstbaumschnittes zu erklären und das Erlernte auch gleich in der Praxis anzuwenden. Und so wurden wir Lehrer zu Schülern, lauschten zunächst seinem interessanten Vortrag, bevor wir selbst zu Säge und Obstbaumschere griffen. Während beim Beschneiden der ersten Bäume in den Gruppen noch ausgiebig diskutiert wurde, welcher Ast denn an welcher Stelle geschnitten werden sollte, wurden wir zunehmend mutiger und die Arbeit schritt gut voran. Tatsächlich schafften wir es, alle ca. 30 Obstbäume zu beschneiden und somit eine gute Grundlage für das weitere Wachstum der Bäume und auch den Ertrag zu legen.

Im Frühjahr wurde ein weiterer lang gehegter Plan in Angriff genommen: die überwiegend aus tief verwurzelten Gräsern bestehende Wiese sollte durch regionale Blütenpflanzen aufgewertet werden, um insbesondere zusätzlichen Lebensraum und Nahrung für Insekten zu bieten. Die Verarmung der natürlichen Artenvielfalt rückt zunehmend ins Bewusstsein und wenn man bedenkt, dass zwei Drittel der hundert wichtigsten Nutz- und Kulturpflanzen ganz oder teilweise von der Bestäubung durch Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen abhängig sind, ist es wichtig, gegen-zusteuern.

Allerdings beinhaltet eine Neusaat auch eine langwierige und gründliche Vorbereitung. Das Saatbett muss „sauber“, d.h. frei von Fremdbewuchs wie Wurzelresten, Grassoden, Durchwuchs u.a. sein und es muss „gut abgesetzt“ sein, d.h. die letzte tiefe Boden-bearbeitung muss mindestens einen Monat vor der Aussaat erfolgen. Um all das zu gewährleisten rückte unser ehemaliger Schüler Martin Voss Ende März mit Traktor und Grubber an, um die Grasnarbe aufzubrechen und den Boden krumentief zu lockern. Und es war durchaus eine anspruchsvolle Aufgabe, sich mit schwerem Gerät auf dem teils steilen Hang sicher um die Bäume herum zu bewegen.

In einem weiteren Arbeitsschritt ging es nun darum, per Handarbeit den Fremdbewuchs zu entfernen. Aber auch hier fanden sich problemlos Helfer.  Die Klasse 8a erklärte sich spontan dazu bereit, diese Arbeit zu übernehmen …… nachdem sie von ihrer Klassenlehrerin Frau Wirtz vor die Wahl gestellt wurde, dies anstelle einer Mathematikstunde zu tun. Ende April starteten sie ihren Arbeitseinsatz, tatsächlich gut gelaunt und ausgesprochen fleißig und sehr gründlich. Die ungewohnte und schmutzige Arbeit wurde bereitwillig übernommen und einer Schülerin gelang es nach eigener Aussage sogar, ihre Spinnenphobie zu überwinden.

Herr Schörmann, der sich privat schon intensiv mit den Bedingungen und Hintergründen der Anlage einer „Blumenwiese“ auseinandergesetzt hatte, stellte uns eine Saatgutmischung mit Samen von Pflanzen gebietseigener Wildblumen und Wildgräsern zur Verfügung. Denn laut „Saatgutsverkehrsgesetz“ darf außerhalb von Bebauungsgebieten nur Saatgut aus dem Ursprungsgebiet verwendet werden, was somit gewährleistet wurde.

Und so konnte die Klasse 8a in einem weiteren Arbeitseinsatz die Samen ausbringen und – in Ermangelung einer Walze – den Bodenschluss der Samen im kleinschrittigen Gänsemarsch vollziehen.

Höhepunkt der Aktivitäten war der Bau eines Außenklassenzimmers auf der Obstwiese im Rahmen der Projektwoche. Schon lange stand auch diese Idee im Raum. Unglaublich viele helfende Hände ermöglichten nun das Zustandekommen dieses Projektes. Zunächst aber musste überlegt werden, ob tatsächlich eine geeignete Fläche dafür gefunden werden konnte. Zu diesem Problem befragt, nahm Andreas Behle, ehemaliger Schüler und inzwischen auch Vater von zwei Schülern unserer Schule, das Gelände bei einem Ortstermin in Augenschein. Wohl wissend, dass dies nicht mal „so eben“ erledigt werden konnte,  schickte er Arbeiter und schweres Gerät, um die Fläche vorzubereiten, d.h. eine ebene und ausreichend große Grundfläche für das Klassenzimmer herzustellen. Währenddessen wurden vor allem mit Unterstützung von Frau Vente, engagierte Mutter zweier unserer Schüler, Pläne gezeichnet, verworfen, überarbeitet, Kontakte zu Unterstützers hergestellt und Fördergelder beantragt. Hierbei hatte Frau Vente zu jeder aufkommenden Frage zahlreiche Ideen und Anregungen und nutzte ihre vielfältigen Kontakte zu unserer Unterstützung.            

So entstand der konkrete Plan, aus Gabionen vier Tische mit je vier Bänken zu bauen, so dass die Schüler sowohl in Gruppenarbeit als auch im Frontalunterricht arbeiten können. Die Sitz- und Tischflächen sollten aus recyceltem Kunststoff gestaltet werden, der ausschließlich aus Produktionsabfällen hergestellt wird. Außerdem konnte Herr Neuhaus dafür gewonnen werden, ein massives Holzgerüst für das Anbringen einer Tafel zu bauen.

Dann – in der Projektwoche – leiteten drei Lehrer – Frau Wirtz, Frau Mevenkamp und Herr Lauterbach – gemeinsam die Baustelle mit 40 Arbeitern, sprich Schülern überwiegend aus der Unter- und Mittelstufe! Das klingt spannend … und das war es dann auch! Zunächst mussten die Steine zur Baustellenfläche transportiert werden, was zunächst mit einer Eimerkette durchgeführt wurde. Später bekamen wir jedoch Unterstützung von unserem Hausmeister Herrn Krippendorf, der uns seinen Traktor zur Verfügung stellte. Danach mussten Elemente für die Gabionen teilweise zugeschnitten und schließlich die Gabionen unterschiedlicher Größe zusammengebaut werden. Aufwändig war die Vermessung der Fläche bzw. die Entscheidung für die konkreten Standorte der gebauten Elemente. Diese mussten schließlich mit den Steinen gefüllt bzw. eng bepackt werden. Danach wurden noch Holzkonstruktionen gebaut, die in die Gabionen eingeschoben wurden und zur Befestigung der Sitz- bzw. Tischflächen dienen.

Zum Glück zeigten die Lehrer als Naturwissenschaftler handwerkliches Geschick und konnten als Sportler auch kräftig zupacken. Zudem glänzten auch die Schüler durch wirklich außerordentliches Engagement und Arbeitseifer. Auch wenn manche Arbeiten doppelt gemacht werden mussten, da das Ergebnis des ersten Arbeitsschrittes aufgrund mangelnder „Baustellenerfahrung“ nicht zufriedenstellend was, packten wirklich alle immer wieder mit nicht nachlassender Motivation mit an. Nicht zuletzt waren die Oberstufenschüler Niels Bogers, Julian Rickert, Max Schulte-Sprenger und Finn Löwenberger unverzichtbar. Einerseits haben sie teilweise die halbe Werkstatt ihrer Väter mitgebracht und andererseits  mit viel handwerklichem Geschick und Überblick die Arbeiten tatkräftig unterstützt.

Da nicht immer alle Schüler im Außenklassenzimmer beschäftigt werden konnten, profitierten auch die Bäume der Obstwiese. Die Schüler legten Baumscheiben an und  versorgten zahlreiche Bäume mit einem Stammschutz aus Kokosgewebe, um die Bäume gegen Sonnenbrand und Frostrisse zu schützen. Alles in allem handelte es sich um wirklich schweißtreibende Arbeiten, so dass jeder Sonnenschutz willkommen war.                              

Erschöpft aber pünktlich zum Ende der Projektwoche konnten die Arbeiten abgeschlossen werden und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen! Inzwischen haben schon einige Klassen im neuen Schuljahr bei schönstem Sommerwetter das Außenklassenzimmer genutzt und genießen nach eigener Aussage das Arbeiten an der frischen Luft.

Eine weitere Bereicherung erfuhr die Obstwiese durch den Abiturjahrgang von 1992. Dieser feierte im September sein 30jähriges Abitur. Ungefähr die Hälfte der ehemaligen Schüler der Stufe kam aus allen Himmelsrichtungen angereist – von Hamburg, Berlin, Basel bis Mallorca – und verbrachte lebhafte und schöne Stunden beim Austausch von Erinnerungen. Im Gepäck hatten sie einen Walnussbaum, den sie dem Arbeitskreis Servir spendierten und gleich auf der Obstwiese pflanzten. Eine sehr schöne Idee, die das Angebot an Früchten der Obstwiese erweitert. Nachahmung ist ausdrücklich erwünscht, d.h. falls andere Stufen ebenfalls Interesse haben, sich auf der Obstwiese in dieser Form zu verewigen, so kann man sich mit Frau Lingemann vom Arbeitskreis Servir in Verbindung setzen und alles Weitere absprechen.

Am letzten Schultag vor den Herbstferien stand schließlich noch die Obsternte auf dem Plan. Dieses Mal erklärte sich die Klasse 7b unter Leitung von Frau Mevenkamp dazu bereit, die Äpfel zu ernten,

die am Tag darauf zum Entsaften gebracht werden sollten. Der Saft wird in 5 Liter Boxen gefüllt und in der Schule verkauft, wobei der Erlös dem Arbeitskreis Servir zugutekommt. Bei Boden-nebel und noch recht frischen Temperaturen wurden die Äpfel auch aus den höchsten Wipfeln geborgen und ein Korb nach dem anderen wurde vom Feld geschleppt. Außerdem wurde die Marienkäferdame (?) Mary, die es sich in einer Apfelstielgrube gemütlich gemacht hatte vor der Obstpresse gerettet. Zum Aufwärmen ging es anschließend wieder in den Biologiesaal, wo dann zur Stärkung die unterschiedlichen Apfelsorten probiert werden durften. Die Menge der Äpfel, die geschnitten und verspeist wurden, belegte, dass sie den Schülern außerordentlich gut schmeckten.

Die Blütenwiese hat sich in diesem Jahr aufgrund der großen Trockenheit noch nicht so gut entwickeln können. Dennoch zeigten sich an etlichen Stellen die ersten bunten Blütenpflanzen und es bleibt zu hoffen, dass sie sich nach und nach auf der Wiese verbreiten und etablieren werden.

Die Geschichte unserer Streuobstwiese

In Zusammenarbeit mit der Fachschaft Biologie entstand die Idee, eine Streuobstwiese auf dem Schulgelände anzulegen. Die Mitglieder des Servir e.V. wollen gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die Pflege der Obstwiese übernehmen und langfristig die Früchte ihrer Arbeit in der Schule verkaufen. Es waren mehrere große Arbeitseinsätze erforderlich, um dieses Projekt zu realisieren. Nachdem einige alte Lärchen weichen mussten, wurde das Gelände im Sommer 2006 gefräst. Bei dieser Arbeit wurden wir von unserem ehemaligen Schüler Andreas Behle mit schwerem Gerät unterstützt, wobei – auf Grund der großen Trockenheit – viel Dreck aufgewirbelt und die Rückseite der Schule mit einer dicken Staubschicht belegt wurde.

Herbstferien 2006

Der nächste Einsatz erfolgte in den Herbstferien. Am ersten Ferientag – während sich vermutlich 99 % aller Schüler in NRW noch in den Federn wälzten – standen die unerschrockene Servir-Gruppe der Klasse 9c und zwei verschlafene Lehrer am frühen Morgen mit Hacken, Schaufeln und Schubkarren bewaffnet auf dem Schulgelände bereit. Ziel war es, die Pflanzlöcher großzügig auszuheben – wobei wir allerdings von einem Bagger unterstützt wurden – und anschließend die steinige Erde gegen fruchtbaren Mutterboden auszutauschen.

Am 3. November konnte nun endlich gepflanzt werden. Der Besitzer der Baumschule, der die Halbstämme höchstpersönlich lieferte, demonstrierte den Schülern mit ausführlichen Erklärungen das Pflanzen des ersten Baumes. Danach konnten die Schüler die Arbeiten in Eigenregie übernehmen: Löcher ausheben, Drahtkörbe zum Schutz gegen Wühlmäuse anfertigen und einlegen, Stützpfähle mit einem Vorschlaghammer einschlagen, Bäume einsetzten, Wildschutz anbringen und immer wieder – Schubkarre für Schubkarre –  Erde mit Kompost mischen und einfüllen.

Es war schon zu sehen, dass die Arbeiten für die Schüler ungewohnt und körperlich anstrengend waren, dennoch wurde unermüdlich bei bester Laune bis in den späten Nachmittag  „geackert“. Die Bäume wurden mit neuen Namen versehen und somit regelrecht „adoptiert“. Zum Glück stand uns auch unser Bruno – unser Hausmeister – mit Rat und vor allem Tat zu Seite; es ist fraglich ob wir sonst vor Einbruch der Dämmerung fertig geworden wären. Bei dieser ersten Pflanzaktion wurden 20 Obstbäume gepflanzt, darunter sogar „adelige“ Apfelsorten wie „Prinz Albrecht von Preußen“, die 1865 bei Glatz (Polen) als Sämling von Kaiser Alexander ausgelesen wurde, oder der „Rheinische Bohnapfel“, der zwischen 1750 und 1760 im Neuwieder Becken entdeckt wurde. Auch die Birnensorte „Alexander Lucas“ war dabei, die um 1870 von Alexander Lucas in einem Wald in Blois (Frankreich) gefunden und ab 1874 in den Handel gebracht wurde. Daneben gab es auch Zwetschgen, Quitten und Kirschen.

Frühjahr 2007 – 2009

Im folgenden Frühjahr 2007 wurden Nistkästen rund um die Streuobstwiese angebracht. Um ein optimales Wachstum der Obstbäume zu ermöglichen und den ausgeglichenen Knospenaustrieb zu fördern wurde 2008 unter Anleitung eines Pomologen (Obstbaukundler) der Erziehungsschnitt an den Bäumen durchgeführt. Im Frühjahr 2009 wurden dann weitere Bäume im Rahmen eines weiteren Arbeitseinsatzes gepflanzt.

2015

Immer wieder stromerten Klassen unter Anleitung der Biologielehrer durch die Obstwiese um Pflegemaßnahmen durchzuführen. So wurden zum Beispiel die Baumscheiben der jungen Bäume mit Haken und in schweißtreibender Arbeit von Unkräutern befreit, Kompost ausgebracht, Kalk ausgestreut, vor dem 1. Frost Leimringe gegen den Frostspanner angebracht oder auch Nisthilfen für Nutzinsekten hergestellt und an den Bäumen befestigt.

Herbst 2016

Ende Oktober wurde es höchste Zeit für die Apfelernte. Da die 7d gerade wenig Lust auf Prozentrechnung hatte, stürmte sie die Wiese und pflückte in nur zwei Stunden über 1200 Äpfel, was 187 kg Nettogewicht ergab. Und natürlich  wurde der eine oder andere auch  einmal probiert. Das Urteil der Pflückenden fiel sehr unterschiedlich aus: Manche Sorten schmeckten ausnehmend gut, andere dagegen bitterer als die, die man im Supermarkt kaufen kann.

Die Äpfel wurden vom Saftmobil gewaschen und gepresst. Anschließend wurde der Saft kurz auf 78 Grad Celsius erhitzt und sofort in ein 5 Liter fassendes „Bag-in-Box-System” abgefüllt. 20 Kanister waren am Ende das stolze Ergebnis. Wir verkaufen diese für 12 € + 3 € Pfand für den Karton. Die Erlöse des Verkaufs kommen dem Servir e.V. zugute.