Servir-Info 2001

Der Servir e.V. informiert

 Kein gewöhnlicher Anruf
 Großer Filmabend an Maria Königin
 Herausragend
 Der Umzug der Schoko-Riegel
 Wer kennt es nicht
 Der VzFdFdSP.e.V.
 Brasilien 2001
 Zum Abschluss


Kein gewöhnlicher Anruf

erreichte uns am Abend des 28. März dieses Jahres. Bischof Anselmo Müller teilte uns mit, dass P. Alfons Müer auf dem Wege nach Deutschland sei, um sich an einem Gehirntumor behandeln zu lassen. Viele Male war er in seinem Leben von Rio aus in seine Heimat geflogen, doch dieses sollte das letzte Mal sein; er starb am 25. April in der Universitätsklinik in Mainz im Kreise seiner Angehörigen.

Der überraschende Tod von P. Alfons Müer war für alle, die ihn kannten, ein herber Schock. War er doch ein Mensch, zu dem man wegen seiner aufgeschlossenen Art schnell einen Zugang fand. Das galt natürlich auch für die Schülergruppen, die 1991 und 1995 nach Brasilien fuhren. Unvergessen sind die nächtlichen Gespräche, in denen er uns über seine Arbeit und die politische und religiöse Situation vor Ort erzählte. Viele begleiteten ihn im Geländewagen "auf Kapelle", d.h. zu Messfeiern auf dem Lande, und erlebten so auf eindrucksvolle Weise, wie lebendig Mission sein kann.

Bild 1 Bild vergrößern Pater Müer demonstriert das Modell einer Zuckerrohrmühle

Für uns war er bis vor wenigen Jahren die zentrale Anlaufstelle für Servir. Von ihren ersten Anfängen an, vor über 25 Jahren, hat P. Müer die Entwicklung dieser Kindertagesstätte wesentlich mitgestaltet. Die Bäckerei im Servir war, in enger Zusammenarbeit mit uns, sein letztes Projekt. Stets war er der Garant dafür, dass es mit Servir weiterging.

Bischof Anselmo Müller hat zwar auch ein Auge auf Servir, aber er hat viele Projekte zu bedenken. Zu groß ist das Elend der Armen am Rande von Januaria und in der gesamten Diözese. So wird in Zukunft unsere Hilfe vermehrt in Einrichtungen wie den "Pequeno Davi" fließen. Doch wo immer auch der Bischof unsere Hilfe einsetzt: Sicher ist, dass sie diejenigen Menschen bekommen, die sie am dringendsten benötigen.


Großer Filmabend an Maria Königin

Ein Video Filmabend in der heutigen medialen Zeit mangels öffentlichen Interesses unmöglich? Dass es doch geht, zeigte die Veranstaltung am 7. Juni im Gymnasium Maria Königin. Im fast gefüllten Vorführraum der Schule folgten über 120 Besucher zwei Stunden lang den neuesten Dokumentarfilmen über unsere Projekte.

Es ist schon ein Unterschied, ob man vom Elend in der Dritten-Welt liest, oder ob man die Situation in einem Film konkret vor Augen geführt bekommt. Dabei war es sicher nicht das Anliegen der Filme, durch schwere Bilder zu entmutigen, vielmehr sollten sie zeigen, dass schon kleine Hilfen, z.B. die Beschaffung einer Bewässerungspumpe, das Leben einer ganzen Dorfgemeinschaft ändern, lebenswürdig machen kann. Viele solcher kleinen Beispiele hatten die Filme parat, so dass insgesamt trotz des eigentlich ernsten Themas eine optimistische Stimmung aufkommen konnte. Engagement in der Dritten-Welt lohnt sich, das war das Fazit dieses Abends.

Die drei Filme können übrigens auf einem VHS Video für einen Unkostenbeitrag von 5 Mark im Sekretariat der Schule ausgeliehen werden.


Herausragend

befand die Jury des von der Bezirksregierung Arnsberg ausgelobten Wettbewerbs SMS - Schule-Mitbürger-Solidarität unser Projekt ALU. Mit dieser höchsten Preiskategorie war ein Preisgeld von 1.500 Mark verbunden.

Bild 2 Bild vergrößern Regierungspräsident Wolfram Kuschke überreicht die Urkunde

Dass "ALU - Aus Liebe zur Umwelt" wieder einmal gewonnen hatte, zeichnete sich schon im August ab. Zwei Vertreter der Bezirksregierung reisten extra von Arnsberg an, um das Projekt in Augenschein zu nehmen. Die Herren waren insbesondere von dem Umfang des Projektes beeindruckt. Beim Anblick von gepressten Ballen aus tausenden von Teelichtern und Joghurt-Deckeln bekamen sie eine Vorstellung davon, was die nüchterne Zahl von ca. 25.000 kg Aluminium bedeutet, die die Gruppe inzwischen mit Hilfe der Schulgemeinde und der Mitbürger von Lennestadt gesammelt und sortiert hat.

Ein weiteres Plus für die Prämierung war ohne Zweifel die Dauer des Projektes. Seit der zündenden Idee im Sommer 1989 hat es inzwischen den Charakter eines Strohfeuers schon lange hinter sich gelassen.

Dass der Gewinn aus diesen Aktivitäten, inzwischen über 70.000 Mark, nicht etwa der Schule, sondern ausschließlich den von der Schule betreuten Projekten in Brasilien zu Gute kommt, war letzter Grund für die Juroren, das Projekt in die höchste Preiskategorie zu übernehmen.

So ist nun die Freude groß. Wir nutzen die Gelegenheit, auch auf diesem Wege uns bei allen zu bedanken, die über die vielen Jahre zu diesem großen Erfolg beigetragen haben. Dazu gehören natürlich nicht nur die Sammler, deren Einzugsbereich inzwischen bis Aachen geht, dazu gehören auch die Schüler des Servir e.V. und all die Schüler, die in unzähligen Vertretungsstunden geduldig in der Scheune sortiert haben.


Der Umzug der Schoko-Riegel

und mit Ihnen der Umzug des gesamten Eine-Welt-Ladens war ein weiteres erfreuliches Ereignis dieses Jahres. Vorbei ist die Zeit, in der die Transfair-Produkte der Gepa und einige Schulbedarfs-Artikel in einem Notbehelf verkauft wurden; einem Abstellraum, in den man überdies nur durch ein Klassenzimmer, vorbei an drängenden und lärmenden Quintanern, gelangte. Vorbei die Zeit, in der Schokolade, Kaffee, Kakao und andere Produkte in dieser besonders an Sommertagen völlig überhitzten Kammer frühzeitig ihr Haltbarkeitsdatum Lügen straften.

Nun steht er da, der neue Eine-Welt-Laden, in völlig neuem Glanz, an völlig neuem, zentralen Ort. Und neuer Wind weht! Anstatt drei Mal in der Woche in der wirklich großen Pause geöffnet zu sein, ist er jetzt, zumindest für eine Probezeit, alle großen Pausen, auch die "nicht wirklichen", geöffnet. Sollte die Nachfrage es rechtfertigen, werden diese Öffnungszeiten beibehalten.

Bild 3 Bild vergrößern Andrang im neuen Eine-Welt-Laden

Wer kennt es nicht,

das Gleichnis aus der Bibel, in dem Jesus von einem reichen Mann erzählt, der seinen Dienern eine bestimmte Geldsumme, Talente, übergibt und sie damit wirtschaften lässt.

Wie die Diener im biblischen Gleichnis, so sollten auch die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 7 mit ihren Talenten wuchern. Jeder Schüler bekam, wenn er wollte, vom Servir e.V. 20 Mark. Diese "Talente" konnte er dann mit seinem Talent drei Monate lang vermehren.

Mit vielen Ideen und großem Engagement legten die Schüler und Schülerinnen los. Sie bastelten mit Holz, malten mit Fenster-Farbe, gossen Kerzen und stellten Perlenketten her. Andere nutzten Veranstaltungen, um Waffeln, Getränke, Süßigkeiten oder Brote zu verkaufen, und wieder andere wuschen Autos oder gaben Reitstunden. Die Verwandtschaft, Freunde, die eigene Klasse, Vereine und Kirchengemeinden wurden als Kunden für die Produkte gewonnen.

Einzelnen Schülern und Schülerinnen gelang es, mit ihren Talenten die erhaltene Summe zu verzehnfachen. So wurden aus 20 Mark stolze 200 Mark. Die mit Abstand erfolgreichste Schülerin war jedoch Nadja Pohl aus der Klasse 7b. Sie stellte mit einer Dekupier-Säge Holztiere her, verkaufte diese und vermehrte so ihre 20 Mark zu sensationellen 1088 Mark. Toll, kann man da nur sagen. Das gilt natürlich auch für das Gesamtergebnis. Über 7.000 DM kamen mit der Aktion Talente-Wucher zusammen.

Bild 4 Bild vergrößern Die Talente-Wucherer von MK

Der VzFdFdSP.e.V. - oder Feigenblätter sehen anders aus

Was ist von der Idee von 13er Schülern zu halten, einen "Verein zur Förderung der Förderer des Servir-Projekts" zu gründen? So geschehen vor einigen Jahren. Der Zweck war klar: Man wollte den Abschlussball nach dem Abitur mit den Erlösen aus Oberstufen-Feten finanzieren und als eingetragener Verein, der als allgemeinnützig anerkannt ist, steuerliche Vorteile nutzen.

Mit uns nicht, hätten wir sagen können. Doch gemach, an das Gute in den Schülern glaubend, konnten und wollten wir uns nicht vorstellen, dass die Abiturienten aus dem Gewinn all der feuchtfröhlichen Feste rund um die Reifeprüfung für Servir nur ein Almosen übriglassen, ein Feigenblatt sozusagen, das das Finanzamt beruhigt.

Wir stimmten zu. Doch bereits im zweiten Jahr kam nichts mehr. Im dritten Jahr, wer hätte es gedacht, anstatt Geld, zunächst der für die Finanzen verantwortliche Schüler der dritten Generation des VzFdFdSP.e.V.. Not war im Verzuge und nur durch intensive Beratung mit Hilfe des Servir e.V., Schülern des amtierenden Vorstandes und einem Vertreter des Finanzamtes konnte der Verein gerettet werden. Seitdem sind in den ersten 8 Jahren des VzFdFdSP.e.V. fast 30.000 Mark an den Servir e.V. überwiesen worden. Eine tolle Leistung, zumal jeder, der einmal so eine große Veranstaltung organisiert hat, weiß, dass das Feiern solcher Feten eine sehr angenehme Sache, das Organisieren jedoch das genaue Gegenteil davon ist. Unglaublich viel Arbeit steckt dahinter. Als Resultat all dieser Mühen erhalten die Kinder von Servir jedes Jahr einen nicht unerheblichen Scheck, ein letztes Geschenk sozusagen einer ganzen Abiturientia; "voll gut" kann man da nur sagen, Feigenblätter sehen anders aus!


Brasilien 2001

Dass mit dem Tod von Pater Alfons Müer unsere Arbeit vor Ort sich ändern wird, ist eingangs schon angedeutet worden. Servir hat in diesem Jahr von uns Zuschüsse von ca. 20.000 Mark bekommen. Vor Kurzem hat jedoch der Bundesstaat Minais Gerais einen weiteren Zuschuss von 100.000 Mark gewährt, so dass unsere Hilfe sich im Moment auf andere Projekte fokussieren kann. Das ist auch dringend nötig.

Januaria erlebt im Moment wie alle Städte Brasiliens die Folgen einer andauernden und sich ständig verstärkenden Landflucht. Der Elendsgürtel rund um die Stadt wächst ständig. Bischof Anselmo Müller plant deshalb eine neue Siedlung mit einfachen kleinen Steinhäusern für Menschen, die im Moment in Erdlöchern und primitiven Zelten aus Plastikfolien dahinvegetieren.

So ein Haus kostet ca. 2.000 Mark. Dabei achtet der Bischof natürlich darauf, dass die Häuser von den Betroffenen selbst gebaut werden; er selbst stellt nur das Baumaterial und das Grundstück zur Verfügung.

Der Pequeno Davi, die Säuglings-Rettungsstation ist in die neue Unterkunft umgezogen. Schwester Maria Luiza und ihre Mitschwestern von den Schwestern von der Göttlichen Vorsehung haben ganze Arbeit geleistet. Mit Hilfe der Stadt, des Bischofs, aber auch mit finanzieller Unterstützung durch uns entstand ein zweckmäßiger Gebäudekomplex, in dem man sich um diejenigen Kleinkinder müht, die durch Unter- oder Fehlernährung vom Hungertod bedroht sind. Wir werden dieses Projekt, das uns bei unserem letzten Besuch in Brasilien sehr beeindruckt hat, weiterhin unterstützen.


Zum Abschluss

Auch das Jahr 2001 war für den Servir e.V. wieder einmal ein erfolgreiches Jahr. Über 46.000 Mark wurden nach Januaria überwiesen. Personell hat der Servir e.V. im Moment keine Sorgen. Während die Servir-Gruppe der letzten Abiturientia die Schule naturgemäß verlassen hat und die jetzigen 13er sich langsam auf das bevorstehende Abitur konzentrieren, setzen 25 Schülerinnen und Schüler der Klasse 11 ihre Arbeit fort. Neben dem Sortieren von Aluminium haben sie insbesondere auch die Betreuung des Dritte- Welt-Ladens übernommen. Auch in den beiden 9er Klassen wurde Interesse bekundet, so dass auch hier Anfang des neuen Jahres Arbeitskreise gebildet werden können.

Wir bedanken uns zum Abschluss herzlich bei allen großen und kleinen Spendern. Unser besonderer Dank gilt auch denen, die durch ihren körperlichen Einsatz zum Erfolg beigetragen haben. Dazu zählen natürlich wie immer der Missionskreis Würdinghausen, aber auch die Talente-Wucherer, die Aluminium- Wühler, die Schüler des Servir e.V. u.s.w..


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