Servir-Info 2009

Der Servir e.V. informiert

 Ein Bischof im Ruhestand
 Neuorientierung
 Neues vom Kleinen David
 72 Stunden ALU-Scheune – ein unvergessliches Abenteuer
 Eine Obstwiese für Servir - 2. Teil
 Erneute Fahrt nach Brasilien
 Zu guter Letzt


Ein Bischof im Ruhestand

Mit der feierlichen Einführung von Bischof José Moreira da Silva in der Kathedrale von Januária am 30.01. dieses Jahres endete die 25-jährige Amtszeit unseres Bischofs Anselmo Müller.

Dom Anselmo Müller hat seine Wurzeln in Deutschland. Sein Urgroßvater kam als 4-jähriges Kind zusammen mit seinen Großeltern von Kreuznach nach Brasilien. Dort lebten alle nachfolgenden Generationen bis hin zu seinen Eltern in einer fast rein deutschen Enklave. Selbst die Schule war deutsch. Erst 1940 wurde im offensichtlichen Zusammenhang mit den politischen Verhältnissen das Deutsch sprechen verboten.

So ist es kein Wunder, dass die Verständigung mit dem Bischof für uns über die ganze Zeit kaum ein Problem war, wobei sich jedoch stets eine historische Komponente hinzugesellte. Sein Deutsch ist ein in der Zeit eingefrorener Hunsrückdialekt aus dem 19. Jahrhundert, der so heute sicher nicht mehr gesprochen wird. Auch sein Liedgut, schöne uralte deutsche Volkslieder, die er immer wieder mal vortrug, kennt heute kaum noch jemand.

Fast 10-mal war er zu Besuch auf MK. Stets konnte er die Schüler spätestens dann begeistern, wenn sich das Thema dem Fußball zuwandte. Eine Schülerin fasst ihre Eindrücke zusammen: "Es war ein interessanter Besuch. Der Bischof hat uns über das Projekt in Brasilien erzählt, wie viel Geld zusammen gekommen ist und wie viele Straßenkinder es gibt. Er erzählte auch über die Fußballmannschaft und den Regenwald. Manchmal war es richtig lustig, weil man kaum etwas verstand. Er wusste fast auf jede Frage eine Antwort. Er sagte, dass er 71 Jahre alt ist und schon 18 Jahre Bischof."

Bild 1 Bild vergrößern Bischof Anselmo Müller zu Besuch an MK

So umgänglich wie mit den Schülern konnte ihn jeder erleben, immer gesellig und lebensfroh. Ernst wurde er nur dann, wenn es um die Situation in seiner Diözese ging. Unermüdlich setzte er sich dort für die Verbesserung der Situation der Armen ein. Todesdrohungen waren nicht selten, wenn er in der Auseinandersetzung von Kleinbauern mit Großgrundbesitzern Rechtsmittel bereit stellte. Die Existenz der häufig mittellosen Kleinbauern ist schnell zerstört, wenn sie keinen Rechtsbeistand finanzieren können. Wir wurden Zeuge, wie er nach einer großen Überschwemmungskatastrophe im Frühjahr 1992 den Bauern am Ufer und auf den Inseln des Rio São Francisco unbürokratisch half, indem er ihnen das Saatgut zur Verfügung stellte, das sie für einen Neuanfang brauchten. Eine Sonderaktion an MK, die über 10.000 Euro zusammenbrachte, machte es möglich. Immer wieder hörten wir vor Ort von den Armen: "Ohne den Bischof würden wir nicht mehr leben."

Fazenda Picos, Icarai de Minas, Santo Agostinho, Manga - all das sind kleine Orte, die sich in den letzten Jahren explosionsartig vergrößert haben. Die Zuwanderung von mittellosen Bauern, die durch Großgrundbesitzer um ihren Besitz gebracht wurden, will nicht enden. Hier hat der Bischof in enger Zusammenarbeit mit der "Pastoral da Criança" (PDC) und dem "Movimento sem Terra" (MST) beim Errichten von Infrastruktur - Wasserversorgung, Straßen usw. - geholfen. Vor allem aber errichtete er mit unserer finanziellen Hilfe in fast allen diesen Siedlungen Versorgungszentren für Kleinkinder und Jugendliche, die dem Servir vergleichbar sind.

Bild 2 Bild vergrößern Firmung unter freiem Himmel

Auch die Kinderkrippen "Nossa Sinhora Aparecida", "Divina Providencia" und andere sind Einrichtungen, die unter seiner Mitwirkung entstanden sind, oder aber erweitert wurden.

Doch nicht nur die Armen in der Diözese Januária, auch wir verdanken dem Bischof viel. Ein Hilfsprojekt wie den Servir e.V. an einer Schule erfolgreich zu etablieren ist nur dann möglich, wenn die beteiligte Schulgemeinde den Eindruck gewinnen kann, dass die Hilfe auch die Adressaten erreicht. Die Adressaten aber sind Kinder und Familien in Januária, die in ärmsten Verhältnissen leben. An die kommt man so einfach nicht heran. Sie erreicht man erfolgreich nur dann, wenn auf der anderen Seite absolut vertrauenswürdige Partner sind, die noch dazu die notwendige Sensibilität und Autorität besitzen, die Gelder effektiv einzusetzen. Das wurde vor allem auch dadurch erleichtert, dass Bischof Anselmo Müller auf Grund seiner Position als Bischof den Überblick über die soziale Situation in seiner Diözese hatte.

Nun ist er "aposentado", Ruheständler, und wird am Ende dieses Jahres zurück in seine Heimat im Süden Brasiliens gehen. Wir danken ihm und wünschen ihm noch viele schöne Stunden in Gesundheit und Lebensfreude.


Neuorientierung

Die Kindertagesstätte Servir hat schwere Zeiten hinter sich. Schon vor zwei Jahren berichteten wir darüber. Immer wieder sickerten zwischenzeitlich neue Details durch, die zeigten, wie groß die Schieflage in unserem zentralen Projekt war.

Servir wurde im Jahr 1996 als eine von drei Einrichtungen im Bundesstaat Minais Gerais für eine besondere Förderung ausgewählt. Die damit verbundenen Fernsehberichte machten es landesweit bekannt und brachten zusätzliche Einnahmen durch Spendengelder. Durch diesen Geldsegen ermutigt hat man recht großzügig die Werkräume der Kindertagesstätte ausgebaut. Auch ein größerer Raum für Informatik wurde eingerichtet, der sich von der Ausstattung her durchaus mit MK vergleichen ließ. Die Erhöhung des Angebots an Kursen hatte natürlich auch zur Folge, dass weitere Lehrkräfte eingestellt werden mussten.

So ging das Geld schnell zur Neige. Danach sprangen die Banco do Brasil und später das Lateinamerikazentrum in Bonn mit Beträgen ein, die auf den ersten Blick hoffen ließen, dass das Projekt nun auch ohne unsere Hilfe für Jahre selbstständig sein könnte.

Bild 3 Bild vergrößern Kinder vom Servir

Bischof Anselmo Müller, der die Gebäude der Kindertagesstätte mit unserer Hilfe vor fast 25 Jahren errichten ließ, war jedoch skeptisch. Grundsätzlich war Servir mit seiner selbst gewählten Direktoria unabhängig vom Bischof, so dass er nur sehr beschränkte Möglichkeiten hatte zu intervenieren. Mit großer Sorge verfolgte er daher, wie schnell die Hilfsgelder jedes Mal aufgebraucht wurden und beschloss nur noch dann zu helfen, wenn Angestellte, die über Monate keinen Lohn mehr gesehen hatten, vor seiner Tür standen und um Hilfe baten. Wie groß der Sumpf der Korruption von Seiten der Leiter der Kindertagesstätte war, ist uns selbst weitgehend unbekannt. Froh sind wir nur, dass unsere Hilfe an Servir dank Bischof Anselmo Müller in diesen Zeiten auf ein Minimum reduziert war.

Vor fast 3 Jahren ist Schwester "Pureza Magdalena de Jesus" vom Orden der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung die Leitung des Servir übertragen worden. Sie übernahm diese Aufgabe in einer schweren finanziellen Krise. Die Einnahmen durch Spenden oder andere Quellen waren 2006 drastisch zurückgegangen und die Einrichtung war zeit­weilig kurz davor, geschlossen zu werden.

Inzwischen ist Servir wieder im Lot, so jedenfalls das Fazit, das Pater Rohleder anlässlich seines Besuchs in Lennestadt im Sommer dieses Jahres ziehen konnte. Es ist Servir zu gönnen, dass es wieder in rechtes Fahrwasser gelangt ist, denn letztlich sind es die Kinder, die unter dem Ende dieser Einrichtung am meisten leiden würden.


Neues vom Kleinen David

Vor ca. 15 Jahren finanzierten wir auf Bitten von Pater Muer und Bischof Anselmo Müller den Kauf eines alten Gebäudes, um dort eine Säuglingsrettungsstation einrichten zu können. Der Pequeno Davi, der kleine David, platzte jedoch schnell aus allen Nähten, so dass ein neuer, deutlich größerer Gebäudekomplex erstellt werden musste.

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns ein Brief von Schwester Maria Luiza, die die Säuglingsrettungsstation von Beginn an leitet. Sie selbst ist seit über 10 Jahren stark gehbehindert und kann sich nur auf Krücken fortbewegen. Trotzdem gilt ihr ganzer Einsatz den Kleinkindern, von denen viele ohne ihre Hilfe sicher nicht überlebt hätten bzw. überleben würden. Hier ein Auszug:

... Es gibt im Moment Kinder mit physischen Fehlern, die komplizierte chirurgische Eingriffe erfordern. Zwei mit beidseitig gespaltener Lippe, offenem Gaumen und Fehlstellungen der Nase. Diese wurden operiert und werden in São Paulo in einem Hospital weiterbehandelt, das auf solche Eingriffe spezialisiert ist. Ein 5- Monate altes Kind muss am Herzen, ein weiteres an der Lunge operiert werden. Viele Kinder sind unterernährt und leiden an Blutarmut. Manchmal lassen sich Ihre Venen nur dann finden, wenn man die Haut aufschneidet. Andere haben neurologische Probleme, andere Fehlstellungen der Füße, die einer chirurgischen Behandlung bedürfen.

Das alles sind Eingriffe, die die Eltern nicht machen lassen, da die finanziellen Voraussetzungen fehlen. Wir versuchen unser bestes. Für spezielle Eingriffe sind wir mit unserem alten VW-Bus dieses Jahr 40-mal nach Montes Claros gefahren. Die Entfernung zwischen Januária und Montes Claros beträgt 165 km.

Der Pequeno Davi ist ständig mit 25 bis 30 Kindern belegt, viele andere werden in ihren Familien betreut. Kinder, die von ihren Eltern getrennt sind, brauchen viel Liebe, Zärtlichkeit, wollen auf den Arm genommen werden, brauchen menschliche Wärme und Sicherheit, das ist genau so wichtig wie Ernährung. Wir bemühen uns dies mit Zuneigung, Zärtlichkeit, Liebe und Aufmerksamkeit zu erreichen, aber auch mit Spielsachen. Diese sind im Moment alle zerstört. Wir brauchen einfach neue Spielsachen die unkaputtbar sind. Solche Spielsachen besorgen wir mit Hilfe von Spenden. Darüber hinaus, Gott sei Dank, hilft uns die Bevölkerung mit allerlei Früchten, Süßigkeiten und sonstigen Leckerbissen und zeigt uns auf diese Weise ihre Anteilnahme an unserer Arbeit.

Bild 4 Bild vergrößern Schwester Maria Luiza (links) vor einer Windelmaschine

Freiwillige stellen sich zur Verfügung, dazu gehören eine Sozialhelferin, eine kostenlose medizinische Betreuung, eine Zahnärztin, eine Psychologin für die Mütter, eine Ernährungsberaterin, ein Rechtsberater und Krankenpflegerinnen in der Ausbildung. All diese Genannten bieten ihre Hilfe freiwillig an.

Die Aufrechterhaltung der Einrichtung hängt weiterhin allein von Spenden ab. Wir hoffen auf bessere Tage und dass unsere Kinder weniger leiden müssen. Wir danken für die Hilfe, die wir aus Deutschland erhalten haben.


72 Stunden ALU-Scheune – ein unvergessliches Abenteuer

Selten war ich so müde, aber auch so zufrieden wie am Sonntag, den 10. Mai 2009. Mit zwei Klassen, der damaligen 7c und der 9a habe ich an der 72-Stunden-Aktion teilgenommen, die in ganz Deutschland vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend durchgeführt wurde.

Die Klasse 9a hatte im Rahmen der Aktion am Samstag, den 9. Mai, einen Sponsorenlauf organisiert und mit großem Erfolg und bei einer tollen Stimmung durchgeführt. Durch zahlreiche Sponsoren, viele engagierte Eltern und Geschäftsleute und vor allem 80 Läuferinnen und Läufer wurde das ehrgeizige Ziel von 3.600 Euro mehr als erreicht.

Die Klasse 7c hat im Projektzeitraum vom 7. Mai, 17:07 Uhr, bis zum 10. Mai, 17:07 Uhr, Tag und Nacht in der Alu-Scheune gearbeitet. Die Schüler und Schülerinnen säuberten und sortierten mit Unterstützung des Servir-Arbeitskreises weit über 400 Kilogramm Aluminium. So ganz voll gemacht haben sie die 72 Stunden allerdings nicht. In einer Nacht war es gegen 4 Uhr morgens so kalt, dass sich alle in die Schlafsäcke verkrochen haben. Auch am Sonntagmittag war doch etwas eher Schluss als geplant.

Bild 5 Bild vergrößern 72 Stunden Kerzendrücken – die hat nun wirklich der Himmel geschickt

Die Idee hatten zwei Schülerinnen der Klasse 7c, Helen Beuth und Sabrina Kittler, nachdem ich von der 72-Stunden-Aktion des BDKJ erzählt hatte. "Wie wäre es denn," fragten sie, "wenn wir 72 Stunden in der Alu-Scheune arbeiten würden?" Nach anfänglichem Zögern steigerte sich die Klasse immer mehr in die Idee hinein und die Planungen gingen los. Wichtig war natürlich die Übernachtung in der Turnhalle und ein bisschen spielte sicher auch der Unterrichtsausfall eine Rolle. Aber das Engagement für das Alu-Projekt und damit auch für das Servir-Projekt überwog alles andere doch.

Mit viel Elan ging es dann am Donnerstagabend los. Alle wollten in der ersten Schicht dabei sein und mitarbeiten. Gearbeitet wurde dann in drei Schichten von jeweils drei Stunden. Das heißt, dass jeder nach drei Stunden Arbeit sechs Stunden Pause hatte. Das hieß aber z.B. auch, dass diejenigen, die bis Mitternacht gearbeitet hatten, um 6 Uhr wieder dabei waren und das drei Nächte lang.

Trotz einigen Murrens und auch kleinerer Ausfälle haben wir durchgehalten. Spätestens ab der zweiten Schicht ging das Kerzendrücken fast automatisch. Unter-stützt wurden wir von guter Musik, Eltern, die zum Helfen vorbeikamen, einer Reihe Schülern aus dem Servir-Kreis, die uns in den Nächten unterstützten und vor allem natürlich von Werner Liesmann, der immer wieder motivierte und mithalf.

Unser Ziel, die Alu-Scheune wieder einmal leer zu machen, haben wir nicht erreicht, aber das war auch unrealistisch. Weit über 400 Kilogramm Aluminium haben wir gesäubert und gepresst. Auch wenn am Ende wirklich alle völlig müde waren und kein Alu mehr sehen wollten, so hat die Aktion großen Spaß gemacht. Auch in der Öffentlichkeit erhielt das Alu-Projekt damit noch einmal große Aufmerksamkeit. Zahlreiche Gäste, die der BDKJ zur Besichtigung unserer Aktion zu uns brachte, haben zumindest kurz mitgeholfen. Dirk Glaser, der Geschäftsführer der Regionale, der jetzige Bürgermeister der Lennestadt Stefan Hundt, die Bundestagsabgeordnete Petra Crone und Dechant Friedhelm Rüsche wissen jetzt, was sich hinter dem Alu-Projekt verbirgt und haben die Aktion sehr gelobt.

Ansgar Kaufmann


Eine Obstwiese für Servir - 2. Teil

Drei Jahre ist es inzwischen her, dass der erste Teil der Obstwiese für Servir eingerichtet wurde. Nach über einjähriger Vorbereitung des Geländes mit z.T. schwerem Gerät wurden im November 2006 von Schülern der damaligen Klasse 9c die ersten 18 Bäume gepflanzt. Auf eine komplette Bepflanzung wurde bewusst verzichtet, da auf einem Teil des Geländes bis dahin lange Zeit Lärchen standen und der Boden sich erst ein wenig regenerieren sollte. Außerdem hofften die Verantwortlichen vom Servir e.V. und der Fachschaft Biologie, dass man zunächst mit der ersten Charge Bäume Erfahrungen sammeln könnte, um beim zweiten Teil der Bepflanzung gezielt darauf zurück greifen zu können.

Anfang November dieses Jahres war es so weit. Regen klopfte an das Fenster des Physiksaals und dunkle Wolken kündigten nimmer endenden Nachschub an. Während sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8a hochmotiviert über das Phänomen der Brechung den Kopf zerbrachen, plagte den Lehrkörper nur ein Gedanke – wo bekomme ich für das Wochenende Freiwillige her, die das Gelände für die noch ausstehende Pflanzaktion vorbereiten. Soll ich einfach mal dumm fragen, dachte er sich, um kurz darauf weit auszuholen.

"Also ihr Lieben", hub er an, "schaut doch mal raus, ich habe da ein großes Problem. Die Fachschaft Biologie und der Servir e.V. wollen am kommenden Samstag einen weiteren Teil der Obstwiese für die Bepflanzung vorbereiten. Könnt ihr euch vorstellen, schaut euch das Wetter draußen noch mal genau an, am Samstag Morgen um 8:00 Uhr an der Schule zu sein und freiwillig mit Schüppe und Schubkarre bei den anstehenden Erdarbeiten zu helfen. Jetzt macht mal alle die Augen zu und dann machen wir eine geheime Abstimmung."

Bild 6 Bild vergrößern Nass macht Spass – Die erste Gruppe

Das Ergebnis war überraschend, zumal der Lehrer, sich an seine eigene Jugend erinnernd, allen Grund hatte, das Abstimmungsergebnis zu befürchten. Er sollte sich irren. Fast 10 Schülerinnen aber auch ein Schüler waren auf Anhieb bereit, den ganzen Samstag Vormittag zu helfen. Die Biologie Fachschaft steuerte noch Schüler aus einem Differenzierungskurs der Klassen 10 zu und fertig war eine schüppkräftige Mannschaft. Für den Nachmittag, falls notwendig, stand eine Gruppe aus "Servir-Schülern" der Jahrgangsstufe 11 und 13 bereit.

Der Samstag kam, auch der Sauerländer Wettergott hatte sich gut auf das Ereignis vorbereitet und schüttete seine gefüllten Kübel nur so aus. Kaum einer, der auf der durchnässten Wiese nicht mal so richtig schön ausrutschte. Am besten hatte es noch der Baggerfahrer der Fa. Behle Hoch und Tief. Der saß in seiner trockenen Kabine und hob mit unglaublicher Geschicklichkeit Loch für Loch aus und verteilte den Auswurf gleichmäßig um die Löcher.

Die Schülerinnen und Schüler schüppten Mutterboden in die Schubkarren und füllten damit etwa bis zur Hälfte die ausgehobenen Löcher. Die schwer beladenen Schubkarren waren für die zierlichen Achtklässlermädels schon so eine Herausforderung. Aber die kann man ja auch zu zweit angehen. Eine schob, die andere hielt das Gleichgewicht. Das funktionierte auch in der Regel, und machte richtig Spaß, wie die Gesichter verrieten. Und wenn mal die Karre kippte, fanden sie das toll und schüppten alles wieder zurück. Der Vormittag verging wie im Flug. Alle packten an und pünktlich um 12:00 Uhr war der neue Teilabschnitt fertig zum Bepflanzen.

Am darauf folgenden Samstag lieferte der Besitzer der beauftragten Baumschule 18 weitere Halbstämme vornehmlich verschiedene Apfelsorten, aber auch Pflaumen, Zwetschgen und Quitten höchstpersönlich an. Nach einem großen Lob für den Zustand der Obstwiese insbesondere aber auch der bereits vor drei Jahren gepflanzten Bäume, zeigte er den aufmerksamen Schülern, was sie beim Pflanzen der Bäume zu berücksichtigen hatten.

Bild 7 Bild vergrößern Kurze Einführung in die Kunst des Baumpflanzens

Danach übernahmen die Schüler die Arbeiten in Eigenregie: Löcher ausheben, Drahtkörbe zum Schutz gegen Wühlmäuse anfertigen, Stützpfähle einschlagen, Bäume einsetzten, Wildschutz anbringen und immer wieder - Schubkarre für Schubkarre - Erde mit Kompost mischen und einfüllen.

Immerhin, an diesem Wochenende spielte das Wetter mit, und so war pünktlich um Mittag auch der letzte Baum gepflanzt.


Erneute Fahrt nach Brasilien

Im Jahr 2010 feiern wir das 25 jährige Jubiläum unserer Zusammenarbeit mit den sozialen Projekten in der Diözese Januária. Die Planungen für eine dem Anlass angemessene Würdigung durch Aktivitäten sind im vollen Gange. Das Filet-Stück dürfte jedoch der geplante dreiwöchige Arbeitsaufenthalt von 10 Schülerinnen und Schülern in Januária sein. Es ist seit 1991 der fünfte Arbeitsaufenthalt in den Projekten. Dieses Mal geht es darum, die Räumlichkeiten der Kindertagesstätte zusammen mit älteren Jugendlichen des Servir und unter Anleitung eines kundigen Meisters zu renovieren.

Der mehr touristische Teil der Fahrt wird, wenn alles gut geht, abgedeckt durch eine zweitägige Besichtigung Brasilias und einen viertägigen Aufenthalt am Amazonas. Die Gruppe trifft dort in Santarem auf eine Gruppe ehemaliger Schüler, die 2005 in Brasilien waren. Ihre Eindrücke in der konkreten Zusammenarbeit mit den Einheimischen vor Ort waren so prägend, dass sie es sich nicht haben nehmen lassen, das damalige Vorhaben zu wiederholen.

Beide Gruppen machen dann 3 Tage lang gemeinsam eine Bootsfahrt auf dem Amazonas und dem Tapajos, der in Santarem in den Amazonas mündet. Gegessen und geschlafen wird auf dem Boot. Tagsüber fährt das Boot geeignete Stellen an, wo die Gruppe nach längeren Fußmärschen der Tier und Pflanzenwelt des noch fast unberührten Urwaldes begegnet. Auch Besuche in Dörfern der Ureinwohner Amazoniens sind geplant.


Zu guter Letzt

Während sich in Brasilien Servir auch dieses Jahr noch mit den Folgen der Misswirtschaft beschäftigen musste, ging es bei uns vergleichsweise ruhig zu. Ende des letzen Jahres fand eine neue Aktion Lenne-Kaffee statt. Den Schülern der damaligen Klassen 5 und 6 gelang es unter bewundernswertem Einsatz immerhin fast 2.400 Kaffeetüten zu verkaufen. Im Mai folgte wie berichtet die vom BDKJ initiierte Aktion "72 Stunden - Uns schickt der Himmel". Im Juni konnten 2.540 kg Alu bei der Fa. Otto Hees abgeliefert werden. Leider ist der Kilopreis in Folge der Wirtschaftskrise um über 50% gefallen, so dass der Erlös deutlich geringer ausfiel als in den letzten Jahren. Zusammen mit der Fertigstellung der Obstwiese und der im Moment laufenden diesjährigen Aktion Lenne-Kaffee sind all die Aktivitäten ein sicheres Zeichen dafür, dass von Ermüdung im Einsatz für die gute Sache bei den Schülern noch nichts zu spüren ist.

Unser herzlicher Dank gilt wie immer all denjenigen, die durch große und kleine Spenden dazu beigetragen haben, dass auch in diesem Jahr über 10.000 Euro nach Brasilien überwiesen werden konnten. Unser besonderer Dank gilt insbesondere auch denen, die durch ihren körper­lichen Einsatz zum Erfolg beigetragen haben. Dazu zählen natürlich wie immer der Missionskreis Würdinghausen und die Schüler des Servir e.V., insbesondere die Gruppen der Klassen 8a und 8c sowie die Servir- Schüler der Jahrgansstufen 11 und 12, die mit großem Fleiß das Projekt ALU und den Eine-Welt-Laden am Leben halten. Ohne solche Gruppen, die auch den Verantwortlichen des Servir e.V. immer wieder Mut machen, wären solche Erfolge, wie sie erreicht wurden, nicht möglich.

Zuletzt auch ein großes Danke an die Missionsgruppen in Welschen-Ennest-Rahrbach und Hofolpe, die wie die Missionsgruppe Würdinghausen die Projekte in Januária regelmäßig unterstützen


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