Servir-Info 2008

Der Servir e.V. informiert

 "Missionar auf Zeit" in Bolivien
 "Wenn man Freud und Leid miteinander teilt, dann wächst man zusammen"
 Verleihung des Schöpfungspreises 2008
 Neues aus Brasilien
 Zu guter Letzt


"Missionar auf Zeit" in Bolivien

Zu Beginn der Jahrgangsstufe 13 überkam mich der Wunsch, nach dem Abitur in der Dritten Welt zu arbeiten. Durch ein Prospekt von Misereor wurde ich auf das Projekt MAZ - "Missionar auf Zeit" aufmerksam. Nach einem kurzen Gespräch mit Herrn Kaufmann über mein Vorhaben war dann für mich alles klar. Ich setzte alles dran, um mein Vorhaben zu verwirklichen. Schnell musste eine Bewerbung an das Kloster in Bestwig geschrieben werden, denn schon einen Tag später begann das erste Seminar zur Vorbereitung der MaZler im Ausland.

Nach diesem ersten Seminar entschied ich mich für Bolivien, das ärmste Land Südamerikas. Es folgten drei weitere Seminare und ein ausführliches Gespräch mit Herrn Weihbischof König.

Endlich, im Juli 2007, begann die Verwirklichung meines lang gehegten Traumes, ein Jahr in einem Kinderheim zu arbeiten, um verlassenen Kindern zur Seite zu stehen und somit etwas zur besseren Gestaltung der Welt beizutragen.

Das Kinderheim, in dem ich arbeitete, liegt in Santa Cruz de la Sierra, im Tiefland von Bolivien. Das tropische Klima dort ist für uns Europäer sehr gewöhnungsbedürftig und hat mir zu Beginn sehr zu schaffen gemacht.

Das Heim "Hogar de la Esperanza" (Heim der Hoffnung) beherbergt neben einigen Säuglingen unter 12 Monaten, die immer wieder auf der Straße gefunden werden, 150 Kinder aller Altersgruppen. Ihre Eltern sind wegen Drogenhandels, Raub, Mord und Vergewaltigung im nahe gelegenen Gefängnis "Palma sola" inhaftiert.

Das Kinderheim, durch Schwestern aus Kolumbien geleitet, unterliegt sehr strengen Regeln, an die sich nicht nur die Kinder, sondern auch die freiwilligen Helfer zu halten haben. Dazu gehört unter anderem auch das tägliche gemeinsame Rosenkranzgebet.

Nach Geschlecht und Alter aufgeteilt schlafen und leben zumeist 30 Kids in einem Raum; ideales Ambiente nicht nur für die Verbreitung von Krankheiten, sondern auch für allerlei Ungeziefer. Der tägliche Kampf gegen Infektionen mit Durchfall, Fieber und Erbrechen, aber auch Läuse und Kakerlaken wurde schnell zur Normalität für mich. Das galt auch für so manches andere, unvergesslich z. B. "Hühnerfüße und Hühnerköpfe auf Reis mit Bohnen".

Bild 1 Bild vergrößern Um die täglichen Mahlzeiten brauchen sich die Kinder nicht zu sorgen

Unerwartet schnell konnte ich mich mit vielen Dingen, welche für mich vorher vollkommen unvorstellbar waren, anfreunden und lernte damit umzugehen. Anstatt den Läusen mit dem bei uns üblichen teuren Läuseshampoo zu Leibe zu rücken, gibt’s einfach einen Schuss Alkohol über die Kopfhaut. Benutztes Toilettenpapier gedankenlos wie gewohnt ins Klo werfen? - Auf keinem Fall - das ganze Kanalsystem könnte verstopfen; also ab damit in den eigens dafür bereitgestellten Papierkorb. Ist mal wieder kein warmes Wasser da, bleibt einem nichts anderes übrig, als kalt zu duschen. Auch an das Regenwasser, das ständig durch das undichte Dach in das Haus hinein- und mit großer Selbstverständlichkeit durch die Tür wieder aus dem Haus hinausläuft, hatte ich mich schnell gewöhnt.

Nach ein paar Tagen Eingewöhnungszeit begann für mich der Alltag im Heim. Kern des umfangreichen Arbeitsplans war die Betreuung einer dreißigköpfigen Mädchenwohngruppe im Alter zwischen acht und 13 Jahren. Diese Kinder brauchen enorme Zuwendung, da sie oft ohne Kontakt zu ihren Eltern leben. Wenn sie diese ausnahmsweise mal im Gefängnis besuchen dürfen, dann nur mit Begleitung. Zu meinen täglichen Aufgabenbereichen gehörte neben dem Unterrichten der Kleinen auch das tägliche Waschen der Wäsche sowie Arzt- und Krankenhausbesuche. In den einfachen Krankenhäusern auf dem Lande gibt es nur eingeschränkte medizinische Versorgung, für das leibliche Wohl, also Ernährung und Kleidung, müssen die Angehörigen selber sorgen. Zwischen all diesen Aufgaben kümmerte ich mich immer wieder um die Säuglinge, gab ihnen Milch, die sie stets mit großem Geschrei einforderten, und wechselte ihre Windeln.

Leider blieb wenig Zeit für eine wirklich individuelle Beschäftigung mit den Babys. Dabei ist der Kontakt, der dabei entsteht, so wichtig für ihre körperliche und geistige Entwicklung. Kein Wunder also, dass viele von ihnen an Hospitalismus leiden und sich augenscheinlich sehr schlecht entwickeln. Zumindest einige Säuglinge können hoffen, von Europäern adoptiert zu werden und so der Armut zu entgehen. Den anderen bleibt nur die finanzielle Hilfe aus dem Ausland, wie z. B. die der St. Agatha Gemeinde in Altenhundem.

In der ganzen Zeit sind mir die Kinder, die mir in ihrer Armut soviel Liebe entgegenbrachten und von denen ich auch viel lernen konnte, sehr ans Herz gewachsen. Der Abschied fiel mir sehr schwer. Sicherlich werde ich den Kontakt zu den Kindern aufrechterhalten und das Heim durch Spendenaufrufe weiterhin unterstützen. Ich danke Gott, dass es mir möglich, war ein Jahr als "Missionarin auf Zeit" in Südamerika gewesen zu sein. Dieses Jahr hat mich sehr geprägt und meine Berufswahl beeinflusst. Wenn möglich werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal als MaZ in die Dritte Welt gehen.

Clarissa Schmidt


"Wenn man Freud und Leid miteinander teilt, dann wächst man zusammen"

"Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, wie in den letzten Jahren auch dieses Jahr vor Weihnachten Lenne-Kaffee zu verkaufen?" So oder so ähnlich waren die einleitenden Worte des Lehrers. Es folgte eine kurze Schilderung dessen, was auf die Schülerinnen und Schüler, die sich beteiligen wollen, zukommt, und dann eine Abstimmung mit geschlossenen Augen. Jeder sollte unbeeinflusst vom Rest der Klasse für sich selbst entscheiden, ob er mitmachen möchte oder nicht. Das Ergebnis war wie in den letzten Jahren in jeder Klasse das gleiche. Stets meldete sich eine überwältigende Mehrheit für die Aktion. Toll!

Seit nunmehr drei Jahren unterstützt der Servir e.V. Kaffee-Bauern in Mexiko mit einer jährlichen Verkaufsaktion des Lenne-Kaffees vor Weihnachten. Es ist schon beeindruckend, mit welchem Einsatz manche Schüler der Klassen 5 und 6 das Produkt an den Mann bringen. Zwanzig bis dreißig Tüten sind keine Seltenheit. Insgesamt wurden über 6.000 Tüten von unseren Schülern seit der Einführung des Kaffees im Sommer 2006 bereits verkauft.

Bei dieser vorweihnachtlichen Aktion geht es nicht nur darum, den Schülern Gelegenheit zu geben, sich für die Projekte in Brasilien einzusetzen, sondern auch darum, den Kleinbauern und ihren Familien in Mexiko zu helfen, die den Kaffee unter fairen Bedingungen anbauen.

Fairer Handel ist bei diesem nach dem Erdöl zweitgrößten Handelsgut der Erde bei weitem nicht der Regelfall. Während 1995 der Einzelhandelspreis für 1kg Kaffee in Deutschland noch bei ca. 14 Euro lag, ist er bis zum ersten Quartal des Jahres 2004 auf ca. 6 Euro gefallen und erst in der letzten Zeit wieder ein wenig angestiegen. Wie hoch er ist, darüber bestimmt nicht nur die New Yorker Börse, sondern letztlich auch der Verbraucher. So entscheidet unser gezielter Griff nach dem preiswertesten Produkt auch ein wenig über die Zukunft und die Lebensqualität der Kaffee-Bauern in den Entwicklungsländern. Und diese wird immer schlechter. Jeder Preisverfall auf dem Weltmarkt wirkt sofort einkommensmindernd für die Erzeuger, eventuelle Preisanstiege hingegen und damit der zusätzliche Gewinn werden nicht oder nur sehr zögerlich an sie weitergegeben. So wundert es nicht, dass die großen Kaffeekonzerne im gleichen Zeitraum immer reicher, die Kleinbauern in den Erzeugerländern des Kaffees jedoch immer ärmer, viele sogar in den Ruin getrieben wurden.

Nicht so bei den Kaffee-Bauern unseres Lenne-Kaffees. Sie gründeten vor Jahren unter Beratung und in enger Zusammenarbeit mit dem Kolpingwerk und der Kaffee-Rösterei Langen in Medebach die Kaffee-Kooperative J’Amteletic. Das ist ein Zusammenschluss von einzelnen Produzenten, die ihr Produkt gemeinsam vermarkten. Ihre Plantagen befinden sich in 1.200 bis 1.650 Metern Höhe. Fruchtbarer vulkanischer Boden und das gemäßigte Klima mit sonnigen Tagen und kühlen Nächten lassen den Kaffee langsam wachsen. Ideale Voraussetzungen für feinsten sortenreinen Kaffee.

Bild 2 Bild vergrößern Mit großer Sorgfalt werden die guten Bohnen von den schlechten getrennt

Wie sich die Situation vor Ort entwickelt hat, darüber gibt ein Interview Auskunft, das Herr Langen vor Kurzem mit Miguel Perez Gomez, dem Vorsitzenden der Kooperative, geführt hat.

- Herr Gomez, wo liegt die Kooperative in Mexiko?
Miguel Perez Gomez: Unsere Kooperative liegt im Dorf Majoval im Süden von Mexiko. Die nächst größere Stadt, Tuxtla Guiterrez, liegt ca. zwei Autostunden von uns entfernt.

- Wie viele Kaffeebauern haben sich zu der Kooperative zusammengeschlossen?
Miguel Perez Gomez: In unserer Kooperative sind zurzeit 78 Mitglieder eingeschrieben. Wir haben 77 Männer und eine Frau.

- Was ist charakteristisch für den Kaffee, den Sie anbauen und nach Deutschland exportieren?
Miguel Perez Gomez: Die Qualitätsmerkmale sind: Der Kaffee aus unserer Region hat eine gute Fülle, feine Säure und ein gutes Aroma. Der Kaffee wird seit 2004 unter biologischen Bedingungen angebaut.

- Wie hat sich der Faire Handel für die Produzenten ausgewirkt?
Miguel Perez Gomez: Wofür die Mitglieder der Kooperative den Mehrpreis, den sie aus dem Fairen Handel erzielen, verwenden, ist ganz unterschiedlich und liegt jeweils in ihrer eigenen individuellen Entscheidung. Wir können sagen, dass sich die Infrastruktur verbessert hat. Wenn wir vor ca. 10 Jahren noch in Holzhäusern mit einem Boden aus gestampftem Lehm gelebt haben, so haben jetzt alle unsere Mitglieder ein Haus aus gemauerten Steinen und einen festen Boden aus Beton. Auch sind die Häuser viel größer und geräumiger geworden. Wir haben jetzt mindestens zwei Räume und eine Toilette mit fließendem Wasser. Die Kooperative hat ein Büro eingerichtet, dort ist unsere Verwaltung untergebracht. Wir haben dort auch noch eine Cafeteria untergebracht. Hier wird auch geröstet und wir verkaufen unseren Kaffee unter dem Namen "Cafe Kolping". Es gibt aber auch die Möglichkeit den Kaffee als fertiges Getränk zu kaufen. Wir sind hier an einer St raße, wo viele Autos vorbeifahren. Die können dann bei uns eine Pause machen und Kaffee trinken. Wir haben einen kleinen LKW angeschafft, den unsere Mitglieder nutzen können, wenn sie etwas transportieren müssen. Früher mussten wir dafür bezahlen oder wir haben die Transporte mühsam per Hand oder mit dem Esel durchgeführt.

Bild 3 Bild vergrößern Ca. 80kg wiegt ein Sack mit frisch gepflückten Kaffeekirschen

- In Deutschland ist Kaffee das populärste Getränk. Ist das in Mexiko genauso? Was kostet eine Tasse Kaffee ungefähr in Mexiko?
Miguel Perez Gomez: Der Kaffeekonsum in Mexiko liegt bei ca. 0,7kg pro Kopf und Jahr (in Deutschland sind es ca. 6,5kg!). Der Preis für eine Tasse Kaffee ist sehr unterschiedlich und hängt natürlich davon ab, wo man den Kaffee trinkt. Im Allgemeinen dürfte der Preis aber nicht höher als ein Euro liegen. In Mexiko wird viel löslicher Kaffee der Marke "NESCAFE” getrunken. Die Mexikaner haben für diesen Kaffee einen lustigen Ausdruck erfunden: Sie nennen ihn "NO ES CAFE" - das heißt "Es ist kein Kaffee".

- Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Deutschland?
Miguel Perez Gomez: Unser Partner, die Kaffeerösterei Langen aus Medebach, ist jedes Jahr mindestens einmal hier vor Ort. Es werden verschiedene Punkte angesprochen, es gibt einen Rückblick auf die Zusammenarbeit im vorangegangenen Jahr und einen Ausblick auf das kommende Jahr. Beim Rückblick erhalten wir eine Rückmeldung über die Qualität des gelieferten Kaffees, über die Entwicklung des Marktes und wie viel uns für die laufende Ernte gezahlt wird. Wir unsererseits geben Auskunft über die Entwicklung der Kooperative und die Verwendung des Mehrpreises, den wir beim fairen Handel erhalten haben. Beim Ausblick geht es um die zukünftige Zusammenarbeit, also um die Verträge, die Vorfinanzierung, den Verschiffungsplan und die Preise. Neben diesen offiziellen Kontakten gibt es viele persönliche Gespräche zwischen Klaus Langen und den Kaffeebauern, die nicht in unserem Büro, sondern auf den Kaffeefeldern stattfinden.

- Wie hat sich der faire Handel für die Kooperative ausgewirkt?
Miguel Perez Gomez: Die Produzenten sind viel selbstbewusster geworden. Sie haben jetzt mehr Selbstachtung, aber auch mehr Selbstverantwortung. Das hatten wir vor 15 Jahren schon fast verlernt. Zu diesem positiven Wandel hat natürlich auch der bessere Preis beigetragen, insbesondere aber die langfristige Zusammenarbeit, in die wir seit 1994 eingebunden sind. Sie gibt uns Sicherheit und hat unsere Lebenssituation enorm verbessert. Seit dem Beginn der Zusammenarbeit arbeiten wir unter dem Leitwort von Adolph Kolping:

"Si compartimos las alegrias y las penas, crecemos juntos."

"Wenn man Freud und Leid miteinander teilt, dann wächst man zusammen."


Verleihung des Schöpfungspreises 2008

Feierliche Festrede für den Servir e.V. anlässlich der Preisverleihung des Wettbewerbs "Solidarisch leben in Gottes Schöpfung" in der Klosterkirche in Rietberg

Was macht eine gute Bildung aus? Wie soll Schule gestaltet werden?

In den letzten Jahren ist über diese Fragen viel geredet und geschrieben worden. Pisa, Schulzeitverkürzung, Schlüsselqualifikation. All dies sind Stichworte aus der Diskussion. Kennzeichnend für diese Auseinandersetzung ist auch, dass gegenseitige Erwartungen formuliert werden: Die Lehrer sollen besser unterrichten, die Ausbildung der Lehrer soll verbessert werden, der Staat soll die Schulen besser ausstatten, die Schüler sollen besser lernen.

Mit dem Servir e.V. gibt es am Gymnasium Maria Königin in Lennestadt eine Gruppe, die selber aktiv geworden ist und mit einer Vielzahl von Aktivitäten das Schulleben, das Lernen und die Kontakte der Schule mit gestaltet.

Die Aktionen an der Schule benötigen Absprachen und Zusammenarbeit untereinander. Jeden Mittwoch verkaufen die Schülerinnen und Schüler einer Klasse Kuchen für das Projekt. Schon dies bedarf einer Kooperation: Wer backt den Kuchen? Wer steht zum Verkauf bereit? Können wir uns aufeinander verlassen? Hier kann gelernt werden, miteinander zu leben, Absprachen auszuhandeln, Konflikte durchzustehen, die Stärken und Schwächen bei sich und den anderen sehen und mit ihnen umgehen. Die aktive Teilhabe am Leben der Gemeinschaft ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg des solidarischen Handelns.

Bild 4 Bild vergrößern Gruppenfoto mit Weihbischof Hubert Behrenbrinker (5.v.l.), Karin Stienecke, Hans Georg Hunstig und Barbara Funke vom Vorstand des Diözesankomittees (2.u.3.v.l.u.2.v.r.) und weiteren Honoratioren der Stadt und des Kreises Rietberg

Die Kontakte zu den Partnern in Brasilien konfrontieren mit den Lebensbedingungen und der Lebenswirklichkeit in einem anderen Teil der Welt. Was bestimmt das Leben der Menschen in Brasilien? Der Versuch, die Ursachen der Armut zu verstehen, setzt Einsicht in die weltweiten Zusammenhänge des Wirtschaftens und Handelns voraus.

Nach eigenen Angaben gehen etwa 40% der finanziellen Hilfsmittel durch Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler ein. Dies ist eine beeindruckende Zahl, die das Handeln deutlich macht. Mich hat vor allem das Projekt ALU angesprochen. Hier wird Geld eingenommen durch Müll. So wie viele Menschen in Brasilien vom Müll leben, wird hier aus dem Müll Geld gewonnen. Es hat den Anschein, dass hier Servir von den Brasilianern gelernt hat.

"Du lernst nicht für die Schule, du lernst für das Leben!" Diesen Satz haben sicherlich viele als Schüler und Schülerin gehört. Das Projekt Servir ist eine gute Möglichkeit für das Leben zu lernen. In der Zusammenarbeit kann der Einzelne sich erproben und entfalten, die Partnerschaft mit Brasilien macht die Frage der weltweiten Gerechtigkeit greifbar, der Eine-Welt-Laden regt an zu einem kritischen Konsum und die Obstwiese ist Ausdruck für die (Um-)Weltverantwortung konkret in Deutschland.

Die UNESCO hat mit vier Pfeilern des Lernens formuliert, was Bildung beinhaltet und ausmacht:

  1. Lernen, mit anderen zu leben
    Bildung sollte bei den Lernenden Fähigkeiten und Fertigkeiten stärken, die notwendig sind, ihre Abhängigkeit von anderen Menschen zu akzeptieren, Konflikte zu managen, gemeinsame Ziele zu entwickeln, Pluralismus und Vielfältigkeit zu akzeptieren.

  2. Lernen, Wissen zu erwerben
    Bildung sollte den Lernenden helfen, sich Werkzeuge des Wissens anzueignen.

  3. Lernen, zu handeln
    Bildung sollte den Lernenden helfen, sich soziale und psychische Kompetenzen anzueignen, durch die sie in die Lage versetzt werden in verschiedenen Lebenssituationen begründete Entscheidungen zu treffen und zu handeln.

  4. Lernen für das Leben
    Bildung sollte zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen und Menschen in die Lage versetzen, mit mehr Autonomie, Urteilskraft, kritischem Denken und persönlicher Verantwortung zu handeln.

Zu allen vier Pfeilern leistet der Servir e.V. einen hervorragenden Beitrag. Und dies bereits seit 23 Jahren. In der Schnelllebigkeit der Schule ist das eine ungeheuer lange Zeit.

Man kann eine Schule nur beglückwünschen, wenn sie eine solch aktive Gruppe hat, in der Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Jahrgangstufen sowie Lehrerinnen und Lehrer zusammenarbeiten.

Einen herzlichen Glückwunsch an den Servir e.V., der den Schöpfungspreis 2008 mit seinem vielfältigen und kreativen solidarischen Handeln redlich verdient hat. Ich wünsche viel Mut und Ausdauer, auf dem Weg weiterzugehen und die Partnerschaft lebendig zu halten.

Dipl. Theol. Ulrich Klauke , Leiter des Referates Mission, Entwicklung und Frieden
Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn


Neues aus Brasilien

- Pequeno Davi

Im letzten Jahr berichteten wir über die Unwetter-Katastrophe, die dem ganzen Gebäudekomplex und der Einrichtung der Säuglings-Rettungsstation arg zugesetzt hat. Alle Schäden sind inzwischen beseitigt.

Der rutschfeste Belag aus Gummi im Eingangsbereich des Gebäudes, der die Unfallgefahr verringern soll, ist inzwischen verlegt worden. Um den Schwestern die Arbeit zu erleichtern, wurden eine neue große Waschmaschine und eine modernere Windel-Maschine angeschafft. Diese übernimmt auch das bei der alten Maschine notwendige zeitaufwendige Zurechtschneiden der fertigen Windeln.

Bild 5 Bild vergrößern Der neue Windel-Automat

Die Zahl der im Heim verpflegten Säuglinge und Kleinkinder ist inzwischen auf ca. 40 angestiegen. Im Frühjahr hatten viele von ihnen eine starke Grippe. Der mit den Restaurationsarbeiten und der Krankheit der Kinder verbundene Stress ging an Schwester Maria Luiza, der über 75 Jahre alten Leiterin des Pequeno Davi, nicht ohne Folgen vorbei. Mehrere Wochen fiel sie wegen Krankheit aus, hat sich aber inzwischen wieder erholt.

- Servir

Die Erneuerung der Mauern rund um das 5 ha große Gelände ist im Rohbau abgeschlossen. Die Fassade der Gebäude wurde neu gestrichen und erstrahlt in neuem Glanz. Auch der Garten, jahrelang durch die damals verantwortliche Direktoria vernachlässigt, trägt wieder zur Ernährung der Kinder bei. Natürlich müssen die Kinder beim Setzen der Salat- und Kohlköpfe sowie anderer Gemüse selbst mit Hand anlegen: Erfahrungen, die sie im späteren Leben sehr gut gebrauchen können.

Trotz dieser Erfolge bleibt viel zu tun. Die Umgebungsmauer müsste, wenn sie ein paar Jahre halten soll, unbedingt verputzt werden. Die hohlen Lehmziegel können mit einem kleinen Stock problemlos durchlöchert und ausgehebelt werden. Schutz gegen Vandalismus und Einbrecher sieht anders aus.

Handlungsbedarf gibt es auch bei den Innenräumen. Ihr Zustand ist teilweise desolat. Bröckelnder Putz und Löcher im Betonfußboden verraten, dass hier lange nichts mehr gemacht wurde. Auch das Mobiliar ist zum großen Teil erneuerungsbedürftig. Das gleiche gilt für die komplette Kücheneinrichtung.

Bild 6 Bild vergrößern Der Garten des Servir, viele Jahre vernachlässigt, wird wieder gepflegt

Zu guter Letzt

Das "Kalenderjahr" des Servir-Info begann wie immer mit dem Monat Dezember des letzten Jahres. Fast 200 fleißige Sextaner und Quintaner ließen es sich nicht nehmen, trotz des vorangegangenen Talente-Wuchers, Lenne-Kaffee für die gute Sache an den Mann zu bringen. Über 1.700 Tüten wurden verkauft. Die im November angekündigte CD "Heilix Blechle" der Jazz Combo von MK kam leider zu spät in den Handel, so dass der eigentliche Verkauf erst im Januar und damit recht schleppend anlief. Inzwischen sind von den 540 CD’s immerhin 365 verkauft, wir sind also deutlich in der Gewinn-Zone. Im März fand wieder eine Aluminium-Lieferung nach Olsberg statt. Mit 2.250 kg war es eine der größten Lieferungen in den fast 20 Jahren des Projekts ALU - Aus Liebe zur Umwelt. Fast 32.000 kg Aluminium wurden inzwischen verkauft, der Gegenwert fast 45.000 Euro. Gegen Ende der Sommerferien erfuhren wir, dass wir beim Wettbewerb "Solidarisch leben in Gottes Schöpfung" des Bistums Paderborn den ersten Preis gewonnen haben. Es ist damit die vierte Auszeichnung der Kategorie 1. Preis oder "Herausragend", die der Servir e.V. seit 1998 erhalten hat.

Dank an dieser Stelle allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben.

Unser herzlicher Dank gilt wie immer auch all denjenigen, die durch große und kleine Spenden dazu beigetragen haben, dass auch in diesem Jahr über 20.000 Euro nach Brasilien überwiesen werden konnten. Unser besonderer Dank gilt insbesondere auch denen, die durch ihren körperlichen Einsatz zum Erfolg beigetragen haben. Dazu zählen natürlich wie immer der Missionskreis Würdinghausen und die Schüler des Servir e.V., insbesondere die Gruppen der Klasse 9c, 10b und die Schüler der Jahrgansstufe 11, die mit großem Fleiß das Projekt ALU und den Eine-Welt-Laden am Leben halten. Ohne solche Gruppen, die auch den Verantwortlichen des Servir e.V. immer wieder Mut machen, wären solche Erfolge, wie sie erreicht wurden, nicht möglich. Zuletzt auch ein großes Danke an die Missionsgruppen in Welschen-Ennest-Rahrbach und Hofolpe, die wie die Missionsgruppe Würdinghausen den Bischof in Januária regelmäßig unterstützen.


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