Servir-Info 2007

Der Servir e.V. informiert

 Brasilien lässt mich nicht mehr los
 Wer liest schon Kinderseiten in der Tageszeitung?
 Ist "wuchern" eine Tugend?
 Neues aus Brasilien
 Zu guter Letzt
 Danke!


Brasilien lässt mich nicht mehr los

Am 15. März 2007 startete Janina Jaspers, die zwei Jahre zuvor zusammen mit neun anderen Schülern für vier Wochen zu einem Arbeitseinsatz in Brasilien war, erneut in die gleiche Richtung. Dieses Mal mit einem noch dickeren und noch schwereren Rucksack und dem Ziel, ganze sechs Monate in diesem wunderbaren Land zu verbringen.

Es folgen Auszüge aus ihrem Bericht:

"Der Weg bis dahin war oft stressig und voller Zweifel. Nach mehreren Vorbereitungskursen zu den unterschiedlichsten Themen stellte sich mir bis zum Schluss die Frage: Soll ich wirklich ein halbes Jahr alles hier abbrechen? Ist es nicht sinnvoller, sofort ein Studium zu beginnen? Werde ich es überhaupt aushalten, sechs Monate in einer völlig fremden Umgebung, mit vielen fremden Menschen so ganz ohne meine Freunde und meine Familie? Doch zum Glück war dann irgendwann die Entscheidung gefallen, und so kam ich am 15. März in São Luis an. Frei Bernardo, ein Franziskaner, holte mich am Flughafen ab. Er sollte mein Ansprechpartner für die nächste Zeit sein. Schon bei der Begrüßung war es so, als würden wir uns seit ewig kennen, und ich fühlte mich sofort total wohl. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass ich diese typische brasilianische Herzlichkeit erfahren konnte.

Nach ein paar Tagen ging es weiter nach Bacabal, um dort zwei Wochen lang die brasilianische Sprache zu büffeln. Schnell machte ich bei dieser Gelegenheit erste Bekanntschaften und lernte einiges über die Eigenarten der Brasilianer, ihr Essen und ihre Kultur kennen. Endlich war es so weit, aufgeregt, gespannt und voller Freude fuhr ich nach diesen Tagen der Eingewöhnung mit Frei Bernardo zu meinem neuen Zuhause, einer Niederlassung der Franziskanerinnen in der Kleinstadt Vitorino Freire. Dort wohnen vier Ordensschwestern und zwei Postulantinnen. Es war Karwoche und deshalb war nur Schwester Esperança im Haus, die anderen waren zu ihren Familien ins Hinterland gefahren.

Meine eigentliche Arbeitsstelle sollte für die nächsten Monate die "Escola Familia Agricola" werden, eine Internatsschule für Kinder von Landarbeitern, die von der Missionszentrale der Franziskaner finanziell unterstützt wird. Es gibt dort die Klassen 5 bis 8. Die Schüler sind immer im Wechsel zwei Wochen in der Schule und zwei Wochen zu Hause. Somit sind immer ca. 45 Schüler anwesend. Ihr Tagesablauf ist streng gegliedert. Morgens, noch vor dem Unterricht, werden die Tiere der Schule - Schweine, Ziegen und Hühner - versorgt. Danach wird das Frühstück vorbereitet und das weiträumige Gelände gefegt. Nach dem Frühstück fängt der Unterricht an. Neben den Standard-Schulfächern wird auch Landwirtschaftslehre unterrichtet. Diese wird dann am Nachmittag praxisnah auf dem Feld vertieft. Danach gibt es ein wenig Freizeit und schon ist es fast wieder Zeit zum Schlafen gehen.

Meine Aufgaben waren es, im Unterricht und in der Küche zu helfen. Außerdem habe ich nachmittags immer bei den praktischen Arbeiten mitgeholfen, wie zum Beispiel im Garten, im Schweinestall oder im Bananenwald. Vor allem wegen meiner geringen Portugiesisch-Kenntnisse war es am Anfang sehr schwer, mit den Schülern und Lehrern in Kontakt zu kommen und geeignete Aufgaben für mich zu finden. Doch nach wenigen Wochen war fast schon Alltag eingekehrt und ich kannte jeden der ca. 90 Schüler.

Besonders schön war es, die freie Zeit mit ihnen zu verbringen, Fußball oder Domino zu spielen, unerlaubt Obst in den Wäldern zu pflücken oder einfach nur mit ihnen zu reden. So hatte ich mich schon nach kurzer Zeit eingelebt und freute mich jeden Montag darauf, wieder in die Schule zu können. Die Wochenenden verbrachte ich zusammen mit den Schwestern in Vitorino Freire. Hier habe ich noch viel mehr von dem brasilianischem Leben und der Kultur kennen gelernt. Oft war ich mit meinen neu gewonnenen Freunden auf traditionellen Festen oder bin mit der Jugendgruppe auf "Mission" gefahren. Eine ganz besondere Erfahrung waren auch meine vielen Besuche im Interior, im Hinterland. Dort, in den unzähligen kleinen Dörfern wohnen die Schüler. Einige haben mich eingeladen, um mit ihnen ein paar Tage zusammen in ihrem eigenen Zuhause zu verbringen. Die ungewohnte Atmosphäre und das Zusammenleben der Dorfbewohner faszinierten mich sehr.

Bild 1 Bild vergrößern Einfach aber gut, die Häuser im Interior

Die Häuser sind alle sehr klein und bestehen nur aus wenigen Räumen: meist nur ein Schlaf-, Wohn- und Esszimmer. Toilette und Küche befinden sich außerhalb des Hauses. Die Menschen hier schlafen zum größten Teil in Hängematten, nur selten ist auch ein Bett vorhanden. Die Häuser sind nicht aus Stein sondern aus Erde, als Dach dienen Palmzweige, nur wenige haben Dachziegel. Auch der Boden in den Häusern ist nur festgestampfte Erde. Ich dachte erst, ich bräuchte einige Zeit, um mich an die sehr ungewohnte Umgebung zu gewöhnen, aber dem war nicht so. Sofort habe ich mich super wohl gefühlt, vielleicht sogar wohler als in irgendwelchen "Luxushäusern".

Leider war nach fast 6 Monaten schon alles wieder vorbei und es hieß für mich Abschied nehmen von den netten, offenen Menschen, von der Musik und dem Tanzen, der Sonne, der schönen Landschaft, dem leckeren Essen, den ganzen Schülern der EFA, den Schwestern und von meinen Freunden. - Werde ich das alles jemals wiedersehen?"


Wer liest schon Kinderseiten in der Tageszeitung?

Seien wir ehrlich: die meisten nicht; und so war es auch nur dem Zufall zu verdanken, dass Frau Droste, die Mutter von Jaqueline aus der Klasse 6b über einen Artikel stolperte, der für den Servir e.V. noch ungeahnte Bedeutung erlangen sollte. Der "Sanofi-Pasteur-MSD Kinderwelten Sharety Award", ein Wettbewerb der Schulen im Teilen, wurde darin ausgeschrieben und alle, die etwas dazu beizutragen hatten, aufgefordert, ihr Konzept einzureichen. Spätestens beim Anblick der ausgelobten Preise: 3. Preis 5.000 Euro, 2. Preis 8.000 Euro und 1. Preis 12.000 Euro für die Kategorie "Grundschulen" und das gleiche noch einmal für die Kategorie "weiterführende Schulen" war klar, daran müssen wir uns beteiligen. Zumal das ganze auch seriös erschien, denn immerhin stand die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft von Baden-Württembergs Ministerpräsident Günter Oettinger.

Es hat schon einige zehn Stunden gedauert, bis die dreizehnseitige Konzeptmappe fertig war, immerhin galt es ein "The best of" von über 20 Jahren Servir zusammenzutragen und mit beeindruckendem Bildmaterial zu dokumentieren. Bei dieser Arbeit entstand dann langsam aber sicher das grundgute Gefühl, dass wir eine echte Chance haben könnten, bei den Gewinnern zu sein. Garniert mit dem Jubiläumskalender von 2006 und den beiden Videofilmen vom Brasilien-Aufenthalt 2005 wurde das Konzept drei Tage vor dem Einsendeschluss eingereicht.

Am 19. September kam die Nachricht, dass wir mit unserem "herausragenden Konzept" die Jury überzeugt hatten und mit zu den nominierten Schulen gehörten, d.h. einen der Preise gewonnen haben. Welchen, das sollten wir zwei Wochen später im Rahmen einer großen Gala-Veranstaltung erfahren, zu der zehn Aktive des Servir e.V. zusammen mit den anderen Preisträgern nach Mannheim eingeladen wurden.

Bild 2 Bild vergrößern Die Klasse 6b beim freiwilligen Sortiereinsatz (aus den Wettbewerbsunterlagen)

Ein Berufsfotograf kam wenige Tage nach der Benachrichtigung aus Berlin angereist, um für diese Gala ein Fotoshooting zu machen. Als er auf seinem Wege ins Sauerland (übrigens nur eine von mehreren bundesweiten Stationen) am Telefon erfuhr, dass der Ort für die Aufnahmen eine alte Scheune mit Aluminiumschrott sein sollte, merkte man am Hörer, wie er schluckte und am liebsten gleich weiter gefahren wäre. Ob wir denn nicht besser in die Schule gehen könnten, fragte er am Telefon, und ob da überhaupt ein Stromanschluss in der Scheune ist.

Beim Anblick der Dimension des Unternehmens aber war er schnell begeistert und fotografierte zwei Stunden lang große Schüler mit kleinen Pfannen und kleine Schüler mit großen Pfannen - jeweils berghoch aufgefüllt mit Kerzenbehältern. Das alles spielte vor der beeindruckenden Kulisse von über 30 gepressten Aluballen. Unglaublich war auch für ihn, dass alleine ein gepresster Ballen ausschließlich aus Teelichtbehältern - und davon gab es viele - zwischen 20000 und 30000 Teelichtbehälter enthält; Behälter, die zuvor von Schülerhand in freiwilligen Aktionen, aber auch in Vertretungsstunden, vom Kerzenwachs und den lästigen Dochthaltern aus Eisen befreit wurden. - Hochzufrieden mit dem Ergebnis ist er dann am nächsten Morgen zur nächsten Schule weitergefahren.

Am letzten Ferientag fuhr unsere Gruppe aus Schülern, ehemaligen Schülern und drei Lehrern in zwei PKW nach Mannheim. Im großen Kongresszentrum Rosengarten wurde uns bewusst, welche Dimension die Veranstaltung hatte. 60 runde Tische für jeweils zehn Personen auf das feinste gedeckt mit Kerzen, Blumen, Weingläsern und noblem Essgeschirr warteten auf die ca. 600 geladenen Gäste, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Die Preisverleihung war offensichtlich nur einer von mehreren Programmpunkten des Abends. Eine bunte Mischung aus Kabarett, Einlagen von Tanzgruppen und des Mannheimer Jugend-Symphonie-Orchesters führten durch den Abend, kulinarisch begleitet durch ein mehrgängiges Menü.

Gegen 21:00 Uhr stieg die Spannung. Die Projekte der eingeladenen Schulen waren uns bis dahin noch unbekannt, eine Einordnung schwer möglich. Alle zehn Gruppen wurden auf die Bühne gebeten, die Preisverleihung begann. Der Chef des weltweit operierenden Pharma-Konzerns, Thomas Rühle, ließ es sich nicht nehmen, die Preise selbst zu verkünden und zu überreichen.

Zunächst wurde im Block das Konzept aller Schulen vorgestellt, die einen Sonderpreis erhielten. Darunter die Martinusschule in Mainz, die sich in der Andheri Blindenhilfe in Bangladesh engagiert; und die Rossentalschule für geistig Behinderte auf der Schwäbischen Alb. Einmal wöchentlich verkaufen ihre Schüler aus einem kleinen Imbisswagen selbstgekochte Speisen, um Schülern in Malawi Stipendien zu finanzieren.

Im Anschluss an diese Vorstellung wurden die Preise überreicht. Wir waren nicht dabei, und jeder aus unserer Gruppe signalisierte den anderen, jetzt wird es spannend, denn jeder wusste, jetzt kann es sich nur noch um einen der o.g. Preise handeln. Nach dem gleichen Prozedere bei den Grundschulen (die Projekte können auf unserer Homepage eingesehen werden) kam die Vorstellung der Konzepte der Weiterführenden Schulen. Christian von Bombard Schule Uffenheim, Realschule Bad Waldsee... Die Zeit zog sich. Dann kam die Preisverleihung und jeder von uns wünschte sich, nicht der nächste auf der Siegertreppe zu sein. Und wirklich, wir waren die Letzten.

Es war genau, wie es in der Bibel steht: Die Letzten werden die Ersten sein! 1. Preis im ersten Kinderwelten Sharety Award mit dem stattlichen Preisgeld von 12.000 Euro. Klar, dass jetzt die Feier erst richtig losging. Genug des Altruismus, einige Schüler hatten schon wieder Hunger und bestellten bei der ständig präsenten Bedienung alle Nachtische, die noch übrig waren.

Bild 3 Bild vergrößern 1. Preis beim Kinderwelten Sharety Award

Ein herzliches Danke auch noch einmal von dieser Stelle aus an alle Schülerinnen und Schüler und - nicht zu vergessen - alle Ehemaligen, die dieses Ergebnis ermöglichten. Wir waren nur die Gruppe, die stellvertretend für euch diesen großartigen Erfolg eingefahren hat.


Ist "wuchern" eine Tugend?

Das kommt ganz darauf an, womit man wuchert. Wenn man sich, wie unsere Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 7 ins Zeug legt, um 10 Euro, die sie vom Servir e.V. geschenkt bekommen haben, mit Witz und Phantasie zu vermehren, für den guten Zweck, versteht sich, dann sicher!

Da es Herbst war, kaufte ich Heidekraut und verzierte es. Außerdem goss ich Kerzen. Als die Sachen fertig waren, fragte ich Pfarrer Böckelmann, ob ich meine Waren nach der Sonntagsmesse vor dem Kohlhagen verkaufen dürfe. Er stimmte sofort zu. Also stellte ich mich mit meinen Waren an drei Sonntagen vor die Kirche. Später ging ich auch noch von Haus zu Haus. Fast alle waren bereit, das Projekt zu unterstützen, so dass ich ca. 70 Blumen und 100 Kerzen verkaufen konnte und den Betrag von 410 Euro erwirtschaften konnte. (Alexander Jaspers, Klasse 6c)

An einem sonnigen Samstagmorgen sind Carine und ich mit einem Bauchladen, gefüllt mit Brezeln, Nüssen und selbstgegossenen Kerzen im Dekoglas in Altenvalbert von Haus zu Haus gegangen. Alle Dorfbewohner waren sehr nett und haben uns meistens mehrere Waren abgekauft. Nach einiger Zeit mussten wir schon Nachschub holen. Mittags waren wir sehr geschafft und haben das Geld gezählt. Es waren 75 Euro, mit denen wir hoffentlich den Kindern im Servir-Projekt helfen können. (Hannah Cheyenne Mertens, Klasse 6c)

Die Aktion half uns, freier mit Menschen zu sprechen, da wir von Haus zu Haus gegangen sind und unsere Sachen angeboten haben. Die meisten Leute waren großzügig, aber manche auch geizig. Mit Teelichtern und Kuchen haben wir viel Geld eingenommen. Die Aktion war ein voller Erfolg. (Corinna Hellweg und Jacqueline Hasenau, Klasse 7a)

Wir haben Seifen gegossen und dann verkauft. Das war eine sehr gute Idee, denn wir haben in Oberelspe und Theten insgesamt 110 Seifen verkauft. Für uns war das ein großer Erfolg, um den Kindern in Brasilien zu helfen. (Jannik Becker und Lukas Grothoff, Klasse 6c)

Ausgangspunkt für diese Aktionsidee, die wir vom Kirchlichen Hilfswerk Misereor übernommen haben, war das bekannte biblische Gleichnis von den Talenten. Jesus erzählt von einem reichen Mann, der seinen Dienern eine bestimmte Geldsumme (in der damaligen Währung "Talente") übergibt und sie damit wirtschaften lässt.

Wie die Diener im biblischen Gleichnis, so sollten auch die Schüler und Schülerinnen von Maria Königin mit ihren "Talenten" wuchern. Und dazu benutzten sie ihre angeborenen Talente, jeder nach seinen Fähigkeiten.

Bild 4 Bild vergrößern Stolz wie Oskar, zu Recht!

Einzelnen Schülern und Schülerinnen gelang es, mit ihren Talenten die erhaltene Summe zu verdreißig- oder sogar zu vervierzigfachen. Katharina Gelberg und Jan Riede aus der Klasse 7a z.B. erstellten mit Unterstützung ihrer Eltern ein Kartoffelkochbuch und verkauften dieses in Grevenbrück und Umgebung. Damit erzielten sie einen Gewinn von 750 Euro. Sophie Auwermann, ebenfalls aus der 7a, erfreute ihre Nachbarschaft an mehreren Wochenenden mit einer Kuchenlieferung zum Nachmittagskaffee und nahm 340 Euro ein. Das sind nur einige Beispiele die alle zusammengenommen den stolzen Erlös - netto! - von über 13.500 Euro einbrachten.

Toll, einfach nur Toll, sprach- aber nicht wortlos Danke an alle Einzel- und Gruppenkämpfer, danke aber auch an die beteiligten Religionslehrer unter Leitung von Ansgar Kaufmann, die hier eine beachtenswerte Motivationsarbeit im Vorfeld geleistet haben, und die sicher nicht zu beneiden waren, als es um das Einsammeln der Talente ging. Danke nicht zuletzt auch allen Eltern, die ihren Kindern bei dieser Aktion in großartiger Weise geholfen haben.


Neues aus Brasilien

- Pequeno Davi

Kaum drei Wochen nachdem Kyrill über Deutschland gewütet hatte, versanken Teile Januárias in den Fluten einer Unwetter-Katastrophe von nur 12 Stunden Dauer. Regenmassen von fast 300mm ergossen sich in der Nacht von Sonntag auf Montag über der Stadt, die sonst eigentlich mehr mit akuter Wasserarmut zu kämpfen hat. Laut Statistik der CEMIG (Energie-Agentur von Minas Gerais) übertraf dieses Ereignis den Jahrhundert-Regen vom 6. November 1979 fast um das Doppelte. Betroffen davon waren insbesondere die tiefer gelegenen Teile der Stadt, die mannstief unter Wasser standen, darunter auch die Säuglings-Rettungsstation Pequeno Davi, die von uns von Anfang an unterstützt wird.

Nach der Unwetter-Katastrophe mussten große Teile des Gebäudes renoviert d.h. im Wesentlichen neu angestrichen werden. Die bunten Zeichnungen an den Mauern, die zumindest teilweise in Mitleidenschaft gezogen worden waren, wurden erneuert und weitere hinzugefügt. Alles sieht jetzt viel freundlicher und kindgerechter aus. Sämtliche Matratzen wurden ausgetauscht, ebenso alle Möbelstücke, sofern sie sich nicht reparieren ließen. Auch die Küche wurde aus hygienischen Gründen neu eingerichtet.

Der Wunschzettel der Leiterin des Pequeno Davi, Schwester Maria Luiza, für das nächste Jahr ist denkbar bescheiden.

Der Bedarf der durchschnittlich 25 Kleinkinder von 0 bis 3 Jahren an Windeln ist hoch. Zwar verwenden die Schwestern - auch wir haben bei unserem letzten Besuch in Januária daran gearbeitet - eine Maschine zum Herstellen von Windeln; die Kits mit den zur Herstellung benötigten Materialien müssen sie jedoch selber bezahlen. Dringend erforderlich ist, wie sich spätestens bei der Regenflut gezeigt hat, eine Maschine, um die nassen Kleidungsstücke auszuwringen.

Bild 5 Bild vergrößern Zwei erhobene Daumen bei Schwester Maria Luiza, alles ist wieder gut im Pequeno Davi

Zwischen dem Spielplatz für die Kinder und dem Eingang geht es schräg bergauf. Schwester Maria Luiza möchte diesen vielleicht 5 m langen Teil gerne mit einem rutschfesten Belag aus Gummi belegen lassen, um die Unfallgefahr zu verringern. Das gilt besonders auch für sie, die sie seit über 10 Jahren nur noch auf Krücken laufen kann. Zu guter Letzt wünscht sie sich finanzielle Hilfe aus Deutschland, um den Familien helfen zu können, wenn die Kinder den Pequeno Davi wieder verlassen.

- Servir

Servir blieb, da es höher gelegen ist, von den Folgen des Unwetters weitgehend verschont. Die am 31. Januar neu gewählte Direktorie des Servir unter der Leitung von Schwester Pureza Magdalena de Jesus übernahm die Kindertagesstätte in einer schweren finanziellen Krise. Die Einnahmen durch Spenden oder andere Quellen waren im letzten Jahr drastisch zurückgegangen und die Einrichtung zeitweilig kurz davor, geschlossen zu werden.

Inzwischen ist Servir wieder auf einem guten Weg und Bischof Anselmo Müller, der sich in den letzten Jahren weitgehend aus dem Servir zurückgezogen hatte, unterstützt das Projekt mit unserer Hilfe wieder kräftig.

Mit unserer finanziellen Mithilfe wurde dieses Jahr die Mauer rund um den Komplex erneuert. Eine Maßnahme, deren Dringlichkeit sofort klar wird, wenn man bedenkt, dass die Kindertages- und Fortbildungsstätte in einem Umfeld mit großer Armut und über 70% Arbeitslosigkeit steht.

Ein Zeichen der Hoffnung ist der Garten der Kindertagesstätte. Er ist inzwischen wieder aufgebaut, nachdem er für viele Jahre trotz unserer wiederholten Mahnung brach lag. Die alte Direktoria, von großen Geldspenden der Banco do Brasil und des Lateinamerikazentrums in Bonn verwöhnt, zog es vor, mit dem Wasser des Brunnens den Fußballplatz mit Naturrasen zu pflegen.

Bild 6 Bild vergrößern Der Garten vom Servir lebt wieder

Der Kauf eines neuen Ofens für die Bäckerei steht an, ebenso soll die Einrichtung des Rundfunksenders renoviert werden.

- Santo Agostinho

Diese Stadt sucht man vergeblich auf der Karte. Sie ist aus einer kleinen Siedlung etwa 180 km nördlich von Januária in den letzten Jahren explosionsartig entstanden. Inzwischen hat sie fast 20000 Einwohner. Der Zufluss von Landlosen aus den angrenzenden Gebieten von Bahia reißt nicht ab. Hier hat der Bischof in diesem Jahr mit unserer Mithilfe für die Pastoral da Criança ein neues Betreuungszentrum gebaut. Das Hauptgebäude mit einem großen Vielzweck-Saal und der Küche besteht bereits, der eigentliche Betreuungskomplex direkt neben diesem Gebäude ist kurz vor der Fertigstellung.

Die Pastoral da Criança ist eine landesweite kirchliche Organisation. Das Motto auf ihrem Logo lautet übersetzt: "Auf dass alle Kinder leben können" und beschreibt damit in kurzen Worten, was sie umtreibt. Sie hat mehrere Zweigstellen in den Städten der Diözese Januária und ist Anlaufstelle für die mittellose Landbevölkerung, wenn immer es um soziale und gesundheitliche Probleme der Familien, insbesondere auch der Kinder geht.

Wie wichtig diese Einrichtungen für die Gesundheit und Erziehung der Kinder sind, deren Eltern sich bei ihrem Kampf um das Überleben kaum um ihre Kinder kümmern können, haben wir immer wieder bei unseren Aufenthalten in Brasilien erleben können.

Bild 7 Bild vergrößern Das neue Gemeindezentrum der Casa da Crinça

Zu guter Letzt

Kaum ein Jahr war so mit Überraschungen gefüllt, wie dieses. Und es ist noch nicht zu Ende. Wenn es zeitlich klappt, kommt pünktlich zu Weihnachtszeit zugunsten der Projekte eine CD-Einspielung auf den Markt. Schülerinnen und Schüler der Schul-Combo unter Leitung von Berthold Kresin geben darauf für fast 40 Minuten ihr Bestes, um die Zuhörer mit Jazz-Rhyhtmen zu verwöhnen. Dieses schon lange geplante Projekt wurde möglich, weil ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums, Thilo Erdl, kostenlos seine ganze Berufserfahrung und die erforderliche Technik zur Verfügung stellte, um das Können der Schüler in digitaler Form zu speichern und abzumischen. Thilo Erdl ist Tontechniker beim WDR, und man darf gespannt auf diese Einspielung sein.

Wie in der letzten Weihnachtszeit werden Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 mit dem Lenne-Kaffee von Haus zu Haus gehen. Wir haben lange gezögert, ob diese Aktion so kurz nach dem "Talente-Wucher" nicht eine Überforderung der Schüler sei, aber die Schüler wurden gefragt, haben geheim abgestimmt und sind offensichtlich heiß auf diese Aktion. Unterstützen Sie diese Aktion nach Kräften, hilft sie doch nicht nur den Kindern in Brasilien, sondern auch den Kaffee-Bauern und ihren Familien in Mexiko.

Bei dieser Aktion geht es nicht zuletzt auch darum, Bewusstsein zu schaffen für den fairen Handel, die Idee, dass Menschen aus dem Erlös der Produkte, die sie erzeugen, menschenwürdig leben können. Der Lenne-Kaffee ist ganzjährig nicht nur im Eine-Welt-Laden unserer Schule, sondern auch in einigen Geschäften in Lennestadt erhältlich. Mit dabei ist auch die "Schatztruhe" in der Helmut-Kumpf-Straße mit dem neu integrierten Welt-Laden. Dieser Laden, der vom katholischen Jugendwerk "Förderband" geführt wird, bietet ab sofort neben dem Lenne-Kaffee auch das gesamte Angebot an Lebensmitteln und Gebrauchsgütern der GEPA - der Gesellschaft für Partnerschaft mit der Dritten Welt - an.


Danke!

Unser herzlicher Dank gilt zunächst all denjenigen, die durch große und kleine Spenden dazu beigetragen haben, dass in diesem Jahr nach Abzug aller Ausgaben über 20000 Euro nach Brasilien überwiesen werden konnten; darin sind die Gelder aus dem Sanofi-Pasteur Sharety Award, und dem Talente Wucher noch nicht inbegriffen. Diese werden für Bischof Anselmo Müller und seinen Projekte ein großes Weihnachtsgeschenk sein.

Unser besonderer Dank gilt insbesondere auch denen, die durch ihren körperlichen Einsatz zum Erfolg beigetragen haben. Dazu zählen natürlich wie immer der Missionskreis Würdinghausen und die Schüler des Servir e.V., insbesondere die Gruppen der Klasse 9b, 10c und der Jahrgangsstufe 13, die mit großem Fleiß das Projekt ALU und den Eine-Welt-Laden am Leben halten. Ohne solche Gruppen, die auch den Verantwortlichen des Servir e.V. immer wieder Mut machen, wären solche Erfolge, wie sie erreicht wurden, nicht möglich. Zuletzt auch ein großes Danke an die Missionsgruppen in Welschen-Ennest-Rahrbach und Hofolpe, die wie die Missionsgruppe Würdinghausen den Bischof in Januária regelmäßig unterstützen.


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