Servir-Info 2003

Der Servir e.V. informiert

 Grußwort des Bischofs von Januária
 Kein Alu mehr an Honsel
 Servir e.V. erneut ausgezeichnet
 Manjumirim, eine neue Schule am Rande Januárias
 Fazenda Picos, ein Dorf im Entstehen
 Manga
 Servir
 Ein rastloser Bischof
 Fair feels good


Grußwort des Bischofs von Januária

Liebe Freunde und Förderer des Servir e.V., liebe Schülerinnen, Schüler und Lehrer von Maria Köngin!

"Ich bin gekommen, um zu dienen und mein Leben hinzugeben." Dies ist die Frohbotschaft, die erst einmal bei mir selbst ankommen muss und je mehr sie mich erfasst hat, umso mehr wird es mir ein Anliegen sein, sie weiter zu sagen und weiter zu schenken, umso mehr wird unser Leben, von seinem Geist erfasst, ein Leben werden, das den Menschen dient. Und dass dieses dienende Dasein für andere auch heute noch verstanden wird, kann ich hier in meiner Missionsdiözese und auch Sie durch ihre Mithilfe erleben. Vor einigen Tagen hat unser Papst Johannes Paul II Mutter Teresa selig gesprochen, die jeder verstand, denn sie sprach die Sprache Jesu, die Sprache seines Geistes. Und wo sie gesprochen wird, kann ein neues Pfingsten aufbrechen.

Bitte beten Sie weiterhin, dass ich, meine Missionare und Ordensfrauen hier in Januária und in allen Gemeinden der Diözese besonders den Ärmsten dienen können. Ich bitte Sie auch um Ihre materielle Hilfe und danke Ihnen herzlich.

Gottes Segen wünscht Ihnen und all Ihren Lieben

Mit frohem Gruß

Ihr
Dom Anselmo Müller
Missionar der Heiligen Familie

Wie jedes Jahr hat Bischof Anselmo Müller zum Ende des Jahres auch dieses Mal ein Gruß- und Dankeswort an uns geschickt. Es kam dank neuer Technik (e-mail) so rechtzeitig, dass wir es an die eigentlichen Adressaten auf diesem Wege weiterreichen können. Es ist von solcher Eindringlichkeit, dass der Übergang zum Bericht über die mehr irdenen Gegebenheiten unseres Vereins ein wenig schwer fällt.


Kein Alu mehr an Honsel

Im März dieses Jahres erhielten wir die Nachricht, dass die Firma Honsel das Recycling von Aluminium-Sammelschrotten karitativer Einrichtungen, Vereinen und Schulen eingestellt hat. Diese Maßnahme wurde erforderlich, da die alten Schmelzöfen durch Schmelzöfen mit anderen Schmelzverfahren ersetzt wurden.

Diese Nachricht wäre für uns eine Hiobs-Botschaft, wenn die Firma Honsel sich nicht von sich aus bemüht hätte, einen gleichwertigen Ersatz zu finden. So liefern wir in Zukunft an die Firma Hees in Olsberg, die das Material ihrerseits an ein Recyclingwerk in Gelsenkirchen leitet. Von dort geht es in Blöcken eingeschmolzen zur Firma Honsel.

Das zumindest ist die Theorie, ob sie funktioniert, wird sich bei unserer ersten Lieferung auf diesem Wege im Frühjahr des kommenden Jahres zeigen.

In diesem Zusammenhang sei noch einmal darauf hingewiesen, dass man beim Sammeln von Aluminium stets darauf achten sollte, dass das Reinigen des Materials, Folien und Lebensmittel-Behältnissen von Tiefkühl-Kost, Hunde- und Katzenfutter stets nur zusammen mit dem normalen Abwasch geschehen sollte. Das separate Reinigen in eigens dafür bereitetem heißen Spülwasser ist umweltschädlich und widersinnig zum eigentlichen Anliegen der Aktion-ALU - Aus Liebe zur Umwelt.

Beim Sammeln von Teelichtern zusammen mit anderen Aluteilen sollte man auf jedem Fall Sorge dafür tragen, dass kein Wachs und keine Dochthalter mehr in den Teelicht-Behältern sind. Immer wieder erhalten wir Einkaufstüten voll mit dieser Gemengelage. Alle Teile müssen dann mühselig getrennt und die Teelichter von den Gruppen aufbereitet werden. Weitere Tipps zum Sammeln von Aluminium finden Sie auf unserer Homepage (s.u.).


Servir e.V. erneut ausgezeichnet

Im Juni diese Jahres wurde unser Verein beim Jahresempfang des SPD-Unterbezirks Olpe in Attendorn als einer von drei ehrenamtlichen Vereinen des Kreises mit einem Scheck von 150 Euro ausgezeichnet. Eine Gruppe ehemaliger und jetziger "Servir-Schüler" zusammen mit Herrn Liesmann nahmen die Auszeichnung entgegen. Bürgermeister Alfons Stumpf umschrieb die Rolle der ehrenamtlichen Vereine so: "Wenn der Bürgermeister mal nicht zur Arbeit käme oder die Herren Stadtverordneten mal nicht zur Arbeit kämen, die Stadt würde weiter funktionieren. Wenn aber diese Menschen mal nicht anpacken, stehen zwei Tage später die Bürger vor dem Rathaus und beschweren sich, weil nichts läuft." Dem ist nichts hinzuzufügen.


Manjumirim, eine neue Schule am Rande Januárias

Einen Teil unserer diesjährigen Spendengelder hat der Bischof in den Bau einer neuen Schule am Rande Januárias gesteckt. Natürlich könnte man meinen, das ist Sache der Präfektur, aber, da diese sich um die Armenviertel nicht kümmert, was bleibt ihm anderes übrig, als selbst die Initiative zu ergreifen. Bildung und handwerkliche Fähigkeiten sind, wenn überhaupt, die einzige Chance für die heranwachsenden Kinder, aus dem Teufelskreis der Armut zu gelangen.

Das Gebäude auf dem etwa 3.000 qm großen Gelände stand schon da und ist für die Zwecke umgebaut worden. Insgesamt hat es vier große Räume für den Unterricht. 10 gebrauchte Computer hat der Bischof von einem brasilianischen Unternehmen zur Ausrüstung des Informatik-Raums bereits geschenkt bekommen.

Bild 1 Bild vergrößern Die Schule von Manjumirim

Fazenda Picos, ein Dorf im Entstehen

Im letzten Jahr haben etwa 250 mittellose Familien mit Hilfe des "Movimento sem Terra" , der Bewegung der Landlosen, und mit Hilfe Bischof Anselmo Müllers sich auf der Fazenda Picos niedergelassen. Diese Fazenda ist ein größeres Gelände am Ufer des Rio Pandeiros, etwa 95 km von Januária entfernt. Jede der Familien bekam 45 Hektar Land, das sie bewirtschaften dürfen und auf dem sie ein kleines Haus bauen können. Langsam werden die anfänglichen Zelthütten durch einfache Ziegel- oder Lehmhäuser ersetzt. Der Bischof hilft vor allem bei der Errichtung einer Wasserversorgung. Inzwischen sind über 2 km Rohre verlegt, so dass jede Familie einen Wasseranschluss am Haus hat. Auch die Häuser auf dem höher gelegenen Teil der Fazenda, die nicht unmittelbar am Fluss liegen, werden inzwischen über zwei 10.000 Liter Tanks mit Wasser versorgt.

Bei unserem letzten Besuch in Brasilien hatten wir die Gelegenheit, die wichtige Arbeit des MST (Movimento sem Terra) in einem der Elendsviertel von Nova Iguacu zu erleben. Das MST wendet sich gegen Unterdrückung und Ausbeutung der Landlosen, d.h. in der Regel ehemaligen Kleinbauern, die von Großgrundbesitzern von ihrem eigenen Stück Land vertrieben wurden. Zu Hunderttausenden irren sie durch das große Land, um irgendwo ein Stück Erde zu ergattern, das ihre Familie ernähren kann. Häufig siedeln sie sich wie auch in diesem Falle am Rande der Mega-Städte auf irgendeinem verlassenen Gelände an, um dort ihr Glück zu versuchen. Genau so häufig werden sie von dort von den Eignern mit Gewalt vertrieben, wobei diese auch nicht vor Mord zurückschrecken. Ohne das MST hätten die Bauern keine Chance. Sie organisieren als große kirchliche Organisation Kontakte zu den lokalen Entscheidungsträgern im politischen Raum, bezahlen Rechtsanwälte, sichern eine Notversorgung der z.T. völlig mittellosen Menschen u.s.w..

Seinen Ursprung hat das MST in der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz von Medellin. Dort wurde im Jahre 1968 zum ersten Mal von der vorrangigen Option der Kirche für die Armen gesprochen. Seit diesen Tagen entwickelt sich unter ihrem Dach eine Solidargemeinschaft, die immer größer wird, und bereits Unzähligen geholfen hat.

Wie überall im Lande arbeitet das MST auch in Januária sehr eng mit dem zuständigen Bischof zusammen. Dieser hilft beim Finden eines geeigneten Geländes und unterstützt die Vorhaben mit seiner Logistik und, so weit es ihm möglich ist, auch finanziell.


Manga

Ein weiterer Ort des Elends ist Manga, etwa 110 km von Januária entfernt. Dort leben vornehmlich Menschen, die zuvor auf Inseln im nahe gelegenen Rio São Francisco ein kärgliches Dasein fristeten. Doch die Trockenheit war zu groß, so dass sie sich auf die Suche nach einem wirtlicheren Ort machten.

Bild 2 Bild vergrößern Eine Schwester der Pastoral da Criança zu Besuch bei einer Familie in Manga

Doch auch in Manga ist die Situation kaum anders als auf den Inseln. Die Kindersterblichkeit ist durch Mangel an sauberem Wasser und Fehlernährung so groß, dass die Pastoral da Criança nach Rücksprache mit dem Bischof entschieden hat, eine weitere Säuglings-Rettungsstation vergleichbar dem "Pequeno Davi" in Januária einzurichten.

Die Pastoral da Criança ist eine kirchliche Organisation, die sich vornehmlich um das Wohl der Kinder kümmert. Sie hat mehrere Zweigstellen in den Städten der Diözese und ist Anlaufstelle für die mittellose Landbevölkerung, wann immer es um soziale und gesundheitliche Probleme der Familien, insbesondere auch der Kinder geht. Zu jeder Station gehört auch eine kleine Apotheke, die für einen geringen Unkostenbeitrag Medikamente für die häufigsten Krankheitsursachen bereitstellt. Viele dieser Medikamente werden auf naturheilkundlicher Basis von geschulten Fachkräften selbst hergestellt. Das meist verkaufte "Medikament" ist Milchpulver gegen Unterernährung.

Die Säuglings-Rettungs-Station befindet sich bereits im Bau. Sie wird aus drei Behandlungsräumen, einem Speisesaal, einer Küche und einem Raum zur Herstellung traditioneller Medizin aus Pflanzen bestehen. Anfang Oktober waren die Fundamente fertig, inzwischen sind auch schon die Mauern hochgezogen. Der Bischof hofft, dass das ganze Projekt voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres abgeschlossen sein wird.

Bild 3 Bild vergrößern Der neue "Pequeno Davi" in Manga

Servir

In den letzten Jahren erhielt Servir große finanzielle Hilfe von brasilianischen aber auch deutschen Organisationen. Mit diesen Geldern wurden Fortbildungskurse für Jugendliche angeboten, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Doch im Moment sind diese Geldquellen versiegt und so war dieses Jahr leider kein gutes Jahr für Servir.

Ohne die Hilfe des Bischofs hätten weder Gas noch Licht bezahlt werden können. Auch bei den Löhnen für die Beschäftigten musste er zum Teil einspringen. Zu allem Überfluss fiel auch noch der Backofen der Bäckerei aus, der wichtigsten Einnahmequelle der Einrichtung. Doch auch hier half der Bischof und besorgte Ersatz. Über 10.000 Euro sind auf diese Weise von uns in das Projekt geflossen.

Im nächsten Jahr bekommt Servir voraussichtlich wieder vom Lateinamerika-Zentrum in Bonn einen höheren Betrag, der die Wiederaufnahme der einstweilig eingestellten Kurse längere Zeit sichert.


Ein rastloser Bischof

Die vorangegangenen Seiten zeigen, dass sich der Bischof über Arbeitsmangel nicht beklagen kann. Ständig ist er mit einem Geländefahrzeug auf Achse. Das Land ist sehr dünn besiedelt, Straßen in unserem Sinne, mit Asphalt- Decke und Ampeln an jeder Ecke gibt es kaum. Alleine im Monat Oktober hat er auf seinen z.T. mehrwöchigen Dienstfahrten durch seine Diözese fast 2.000 Firmungen gehabt. Ein Koffer mit den notwendigen Utensilien - Soutane, Mitra, Bischofsstab, Crisam und anderes - sind sein ständiger Begleiter; gut abgedichtet, denn der Staub der Feldwege dringt durch jede kleine Ritze. Heiß ist es und häufig fehlen vor Ort sanitäre Anlagen, die unseren Ansprüchen genügen.

Bild 4 Bild vergrößern Firmung in São Romão

Kaum vor Ort angekommen, geht er seinen normalen Aufgaben als Bischof nach. Doch nach dem Gottesdienst, verbunden mit anschließenden Taufen, Trauungen oder auch Firmungen, ist es für ihn ganz wichtig, das Ohr und die Augen offen zu haben für die Alltagssorgen der Menschen. Und diese Sorgen unterscheiden sich ganz wesentlich von unseren Sorgen. Immerhin gehört seine Diözese zu den ärmsten Brasiliens. Die große Trockenheit der letzten Jahre hat noch mehr Menschen an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Häufig muss er nach Möglichkeiten suchen, diese Ärmsten der Armen mit dem lebensnotwendigen Wasser zu versorgen, Brunnen bohren zu lassen, Zisternen zu bauen. Und wenn der Bischof mal nicht "auf Kapelle" ist, sondern zu Hause, dann stehen Menschen vor seinem Bischofs-Sitz und betteln, weil sie keine andere Möglichkeit für ihre Familien mehr sehen. Jedem versucht er zu helfen, macht Ortsbesichtigungen, besorgt rechtlichen Beistand bei Auseinandersetzungen der Kleinbauern mit Großgrund-Besitzern, gibt konkrete Überlebenshilfe. Ein großartiger Mann, dieser Bischof! Er wird uns nächstes Jahr erneut besuchen. Wir freuen uns auf seinen Besuch.


Fair feels good

Mit diesem Motto hat die Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczoreck-Zeul im November dieses Jahres eine bundesweite Kampagne für den fairen Handel gestartet. Bis Ende 2005 soll mit dieser Kampagne für Produkte aus der einen Welt geworben werden, deren Produzenten einen gerechten Lohn erhalten. Die niedrigen Preise auf dem Weltmarkt, z.B. für Kaffee, treiben immer mehr Kleinbauern in den Erzeugerländern in den Ruin. Sie stehen plötzlich mit ihren Familien vor dem Nichts, obwohl sie ein Leben lang hart gearbeitet haben. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal auf unseren Eine-Welt-Laden an der Schule aufmerksam machen, in dem seit vielen Jahren Kaffee, Tee, Kakao, Honig und andere Produkte aus fairem Handel angeboten werden. Nutzen Sie das Angebot! Eine Liste der gängigen Artikel ist im Sekretariat erhältlich oder kann auf unserer Homepage abgerufen werden.


Wir bedanken uns zum Abschluss herzlich bei allen großen und kleinen Spendern dieses Jahres. Unser besonderer Dank gilt insbesondere auch denen, die durch ihren körperlichen Einsatz zum Erfolg beigetragen haben. Dazu zählen wie immer der Missionskreis Würdinghausen, die Schüler des AK Servir und der VzFdFdSP e.V.. Immer häufiger erhalten wir auch größere Spenden, die aus runden Geburtstagsfeiern und Jubiläen resultieren. Auch dafür sei noch einmal auf das Herzlichste gedankt.


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