Reise ins Land des Pfefferstrauchs

 Die Armut vereint, das Elend trennt
 Pfefferstrauch


Das Gymnasium "Maria Königin" in Lennestadt und die Pfarrgemeinde Maximilian Kolbe in Berlin engagieren sich seit 1985 tatkräftig in Missionsprojekten in Januaria / Brasilien. Im Sommer dieses Jahres fuhren eine Abordnung von 22 Jugendlichen und drei begleitende Lehrer vor Ort. Von der Arbeit, von den Begegnungen, von den Favelas, aber auch von Festen und Feiern erzählt dieser Bericht.

Von Werner Liesmann

Die Gründe für die Fahrt, deren Flugkosten zumindest für die Lennestädter Gruppe von der "Aktion konkreter Friedensdienst" getragen wurden, waren so vielfältig wie die Teilnehmer; einer jedoch stand im Vordergrund, die Erkenntnis, daß bei einer solchen Partnerschaft der persönliche Kontakt, die konkrete Erfahrung vor Ort, auf Dauer durch nichts zu ersetzen sind. Nach einer Zwischenlandung in Rom, für viele war es der erste Flug ihres Lebens, kommt die Gruppe am 6. Juli um 7:45 Uhr in Rio an. Bischof Anselmo Müller war eigens mit dem Linienbus vom 1200 km entfernten Januaria angereist, um die Gruppe in Empfang zu nehmen. Gleich nach dem Mittagessen beginnt das offizielle Programm mit einer Stadtrundfahrt. Ein erster Eindruck von verwahrlosten Stadtvierteln, überirdisch verlaufenden Kloakenkanälen, in denen Autos verrotten, Hochhausghettos und schier endlos sich an den Steilhängen hochziehenden Favelas dämpfen die Stimmung. Man würde am liebsten gleich weiterfahren. Daran ändert auch nichts der majestätische Anblick Rios vom Zuckerhut aus. Die Stadt liegt mit an der Spitze der Verbrechensstatistik, das hatte man gelernt und man verstand dies sofort.

Bild 1 Die Favela in Rio, ein beeindruckendes Erlebnis

Die beiden folgenden Tage versöhnen die Gruppe ein wenig mit der Stadt. Auf der "Feira Hippie" macht sie ihre ersten Erfahrungen mit der brasilianischen Geschäftstüchtigkeit. Das Angebot an künstlerischen Artikeln Ist überwältigend und reicht von Kitsch bis Kunst. Der Nachmittag ist ausgefüllt mit schauen, kaufen, Eindrücke sammeln. Einen tiefen Eindruck bei allen hinterläßt die Rückfahrt im Linienbus In dem schon nächtlichen Rio. Es ist Rushhour, viele der fliegenden Händler bauen an den Straßenrändern ihre Stände ab, Jungen mit Ihren Schuhputzkästen drängen sich in den Bus, um zurück in ihre Favelas zu kehren. Der Schaffner ermahnt die Mädchen in Körpersprache, ihren Restschmuck abzutun. Der Fahrer, ganz vorne im Bus, demonstriert mit sichtlichem Vergnügen, daß man sich auch in diesem Beruf selbst verwirklichen kann. Es folgen Minuten der Angst und Erstaunens.

Am nächsten Tag geht es in einer mehrstündigen Busfahrt zum Wahrzeichen Rios, dem "Christus Redemptor" auf dem Corcovado. Vorbei geht es an unzähligen Stadtvierteln, eines dem anderen gleich. Augenfällig ist überall der krasse Gegensatz zwischen arm und reich; Hochhäuser auf der einen, Favelas auf der anderen Seite. Dazwischen nur die Pulsadern der Metropole, fast durchweg mehrspurige Straßen, vollgestopft mit Blechlawinen, die nur ein Gesetz kennen: "Fahre niemals dorthin, wo sich schon ein anderes Auto befindet!"

Die Gruppe atmet auf, als sie am Strand von Leblon für einige Minuten den Blick auf das Meer richten kann. Dort entdecken wir zu unserem Erstaunen einen Korb, kunstvoll gefüllt mit Früchten, Fleisch und Reis. Es ist offenbar eine Opfergabe, die die Götter gnädig stimmen soll. Was für eine Weit, Hochhäuser einer materialistisch eingestellten Weltmetropole im Rücken, im Blick nach vorne das Symbol einer naturalistisch mystizistisch orientierten Gesellschaft.

Nach dem Abendessen beginnt der lange Weg nach Januaria. Dort kommen wir am späten Donnerstagabend des 11. Juli erschöpft an. Untergebracht wird die gesamte Gruppe in den Räumlichkeiten von "Caio Martins", das uns für die nächsten 14 Tage auf das freundlichste beherbergt.

"Caio Martins" ist ein Internat für die Landjugend aus dem Umland von Januaria. In den kleinen Dörfern ist die Schulsituation katastrophal. Die Kinder gehen, wenn überhaupt, bis zum dritten Schuljahr in die Schule. Da der Staat kaum etwas für die Schulerziehung unternimmt, haben private Stiftungen wie "Caio Martins" mit Unterstützung der Kirche diese Aufgabe übernommen. Die Kinder von "Caio Martins" sind, wenn sie nach sechsjähriger Schulausbildung das Internat verlassen, vergleichsweise gut ausgebildet. Dadurch, daß sie lesen und schreiben können, und darüber hinaus auch noch handwerkliche Fertigkeiten erlernt haben, werden sie zu Entwicklungshelfern in ihren eigenen Dörfern.

Bild 2 Servir, eine soziale Einrichtung für Straßenkinder, war das eigentliche Ziel der Reise. Für dieses Projekt engagiert sich das Gymnasium "Maria Königin"

Nach dem Frühstück am Freitag erfolgt eine erste Besichtigung des Servir. Diese Einrichtung für die Straßenkinder von Januaria beherbergt inzwischen tagsüber über 300 Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 18 Jahren. Während die Kleinen von freiwilligen Helfern ganztägig betreut werden, gehen die älteren in zwei Schichten halbtägig zur Schule. Den Rest des Tages erhalten sie Hausaufgabenbetreuung und werden zu praktischen Tätigkeiten angeleitet. So erlernen die Mädchen z.B. in einer neu errichteten Schneiderei das Anfertigen von Kleidung, die Jungen müssen im Garten helfen. Alles ist darauf ausgerichtet, den Kindern, wenn sie das Projekt einmal aus Altersgründen verlassen müssen, ein Grundmaß an sozialen Verhaltensweisen beigebracht zu haben sowie die Fähigkeit, dem Teufelskreis der Armut entrinnen zu können.


Die Armut vereint, das Elend trennt

Wie wichtig diese Arbeit ist, begreift man erst, wenn man vor Ort erfährt, daß nichts von dem, worüber wir hier nicht einmal reflektieren, dort selbstverständlich ist. Es dauert, so berichtet Schwester Bernadette, die Leiterin des Servir, schon einige Zeit, bis die Kinder gelernt haben, stubenrein zu sein, das heißt auf die Toilette zu gehen und sich regelmäßig zu waschen. Wie sollen die Kinder auch die Notwendigkeit hygienischer Verhaltensregeln einsehen, wenn sie diese von zu Hause nicht kennen, wenn ihren Eltern selbst diese Dinge fremd sind. Der Rückgriff auf die Erziehung durch die Eltern ist häufig nicht möglich. Uns wird klar, daß es mindestens Generationen dauern wird, bis sich hier Grundlegendes ändert. Es bleibt die Hoffnung, daß die jetzigen Kinder vom Servir und von anderen Einrichtungen dieser Art eines Tages, wenn sie selbst einmal Eltern sind, ihren Kindern vieles von dem vermitteln, was sie dort erlernt haben. Darin liegt die Perspektive, die große Bedeutung dieser Einrichtungen, und nicht nur in der Ernährung der Ärmsten der Armen.

Bild 3 Die Saat geht auf. Ein Schüler von Servir gießt die zarten Pflanzen

Wir lernen drei Kinder einer Familie kennen, deren Schicksal für uns zunächst außergewöhnlich, für die dortigen Verhältnisse schon eher normal ist. Alle drei Kinder sind Kinder einer Prostituierten, jedes von einem anderen Vater. Das Älteste davon, gerade elf Jahre, verhält sich nach Angaben der Schwester in der letzten Zeit auffällig und ist offenbar gerade an der Schwelle, in den Beruf ihrer Mutter einzusteigen. Was uns erschreckt ist die Perspektivlosigkeit, die dieses Verhalten zur Normalität werden läßt. Was bleibt einer Frau schon übrig, wenn ihr Mann sie und seine Kinder verläßt, da er mit 30,- DM Monatslohn die Familie nicht mehr ernähren kann. Claudovis Boff bringt es in einem Gespräch, das wir mit ihm führten, auf den Punkt. "Die Armut vereint, das Elend trennt."

Hier, in diesem Elend ist jeder auf sich selbst gestellt. Jeder, auch die Kinder kämpfen für sich allein ums Überleben, und es ist ein harter Kampf. Ein Brasilianer aus einem dieser Elendsviertel drückte es so aus: "Es ist leicht geboren zu werden und es ist leicht zu sterben; aber das, was wirklich schwer ist, ist es, zu leben, das Leben, ja das ist wirklich schwer."

Wir hatten in den folgenden Wochen vielerlei Gespräche mit Schwester Bernadette und den dort tätigen Patres von der Heiligen Familie, die diese Dinge, aber auch andere Themen aufarbeiten sollten. Jedes dieser Gespräche wurde von der Gruppe auf Band aufgezeichnet, um es später in der Heimat auswerten zu können.

Bild 4 Unvergeßlich für die Jugendlichen: eine Begegnung mit Dom Helder Camara

Nach einem erholsamen Wochenende beginnt am Montag die Renovierung des Servir. Neun Klassen- und Aufenthaltsräume gilt es von Löchern im Putz zu befreien und neu zu streichen. Während in den ersten Tagen die Arbeit noch mit Elan vorangeht, zeigen sich bald darauf Ermüdungserscheinungen. Es werden erste Bedenken laut, daß die Arbeiten nicht rechtzeitig fertig werden könnten. Die Arbeiten sind monoton, der Gestank vor allem der abwaschbaren Ölfarben im unteren Drittel der Räume macht vielen zu schaffen. Viele klagen über Kopfschmerzen, die Stimmbänder sind gereizt, manche Stimme ist hörbar verfärbt. Trotz dieser Schwierigkeiten ist man sich einig, die Arbeiten zu Ende zu führen. Dies gelingt auch nach über einwöchigem Einsatz von jeweils 6 Arbeitsstunden am Tag.

Doch es wurde nicht nur gearbeitet. Jeden Tag fuhren Teilnehmer beider Gruppen mit den Patres in eine der 70 Gemeinden, die sie zu betreuen haben. Die Entfernung von Januaria zu den einzelnen Gemeinden beträgt bis zu 130 Kilometer und ist, da die Straßen nicht befestigt sind, nur mit dem Landrover zu bewältigen. Was für die Gruppenmitglieder jedesmal ein Erlebnis war, ist für die beiden Patres oft harter Berufsalltag, vor allem dann, wenn in der Regenzeit die Straßen noch unwegiger werden.

Jeder Tag in Brasilien brachte neue Einsichten. Bei der Besichtigung einer neu errichteten Armensiedlung treffen wir auf eine Schule, die im wesentlichen aus zwei kleinen Häusern besteht, die man bei uns allenfalls als Gartenlauben bezeichnen würde. Der Unterricht der Kinder findet in zwei dunklen, etwa 1 qm großen Räumen statt, der Vorbereitungsraum der Lehrer mißt allenfalls zwei Mal ein Meter. Doch dann erfahren wir von Pater Mettler Unglaubliches. Die von der Bezirksregierung in Belo Horizonte genehmigte und bereits voll finanzierte neue Schule im Zentrum der Siedlung existiert nur auf dem Reißbrett. Der Pater zeigt auf einen großen, leeren Platz, auf dem die Schule eigentlich stehen sollte. Ohne Frage, da fehlt was. Die Bürgermeisterin, so die Information, hat die Gelder eingesteckt, um ihren bevorstehenden Wahlkampf zu finanzieren. Überhaupt kann man in Brasilien nur Wahlen gewinnen, wenn man seine Wähler mit Wahlgeschenken eindeckt. Große Dinge bewegen sich in diesem Dschungel der Korruption nur vor Wahlen. Das weiß man, darauf richtet man sich ein.

Bild 5 Landwirtschaft im Norden Brasiliens

Am vorletzten Tag macht die Gruppe zusammen mit den anwesenden Internatsschülern und Lehrern von "Caio Martins" einen Ausflug zu den Wasserfällen von Pandeiras. Diese Wasserfälle mit nur acht Meter Fallhöhe waren zwar wenig spektakulär, aber sie boten das geeignete Ambiente für einen wunderschönen Erholungstag zusammen mit den brasilianischen Gastgebern. Baden, Ballspiele, Schlammschlachten oder, im Schatten üppiger Bäume, einfach nur unterhalten, was wollte man mehr? Geraldo, der Chef von Caio Martins, hatte in seinem Geländewagen genug Verpflegung für die gesamte Mannschaft mitgebracht. Die Geselligkeit ging am Abend auf dem Gelände von Caio Martins weiter. Alle spürten, daß bald der Tag des Abschiedes kommen würde. Die Gespräche in kleinen Gruppen mit Wörterbuch und Körpersprache, das Musizieren mit Gitarre und das gemeinsame Singen nahmen erst am frühen Morgen ein Ende.

Am letzten Tag vor der Abreise entschließt sich die gesamte Gruppe, die Herrschaft über die Küche zu übernehmen. Iolanda, die eigentliche Chefin und Köchin von Caio Martins, schaute den Hobbyköchen mit Interesse über die Schultern, als sie ein "typisch" deutsches Essen für 80! Personen zubereiteten.

Die Wahl fiel auf Buletten mit Bratkartoffeln, Rührei und gemischtem Salat. Mehr als 4 Stunden brauchte das Ersatzpersonal, um diese Delikatesse zuzubereiten, dabei sah alles zunächst so einfach aus. Aber, das ist die Hauptsache, es hat allen geschmeckt. Die anfängliche Trennung der Tischgruppen in europäische Gäste und einheimische Schüler und Bedienstete, die in den ersten Tagen nur schwer aufzubrechen war, wurde spätestens an diesem Abend bei Gesang und Tanz, Lambada natürlich, völlig überwunden.

Bild 6 Stolz präsentiert das größere Mädchen seine Zugehörigkeit zu Servir

Das wohl beeindruckendste Erlebnis war die Besichtigung einer der vielen Favelas in Rio, wo sich die Gruppe am Ende der Reise noch etwa eine Woche lang aufhielt. Ermöglicht wurde diese Besichtigung nur durch den eher zufälligen Kontakt mit Betti, einer Frau, die in dieser Favela geboren und aufgewachsen ist und bereits 32 Jahre in ihr wohnt. Sie hat drei Kinder, ihr Mann hat sich von ihr getrennt.

In allen Reiseführern wird davon abgeraten, die Favelas von Rio zu betreten, aber Betti garantiert der Gruppe, daß nichts passiert, sogar die Kameras dürfen mitgenommen werden. Das Gefühl ist zunächst Beklommenheit. Sie löst sich erst, als wir in dem augenfälligen Elend freundliche Gesichter entdecken, die der Besuch aus Deutschland offenbar freut. "Bom dia" und ein nach oben gerichteter Daumen verraten, daß man die Neugierde der Gruppe für o.k. hält. Die Abflußrohre der sanitären Anlagen, so überhaupt vorhanden, laufen direkt auf die steil abschüssigen Trampelpfade. Betti hat es durch ihren Fleiß offenbar zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Immerhin besitzt ihr kleines Haus fließendes Wasser. Weiter oben in der Favela trifft die Gruppe auf einen kleinen Kindergarten. Auch hier sind die Räumlichkeiten etwas beengt, aber man hat den Eindruck, daß man sich hier um die Kinder kümmert. Sie werden mehrfach täglich verpflegt und erhalten ab und zu aus Spendenmitteln Kleidung. Was allerdings mit ihnen geschieht, wenn sie den Kindergarten verlassen müssen, bleibt ein trauriges Kapitel.

Bild 7 Kinder mustern kritisch die fremden Besucher. Ihr Lebensraum ist von Armut geprägt

Einige Mädchen der Gruppe wollen nicht mehr höher in die Favela hinaufsteigen. Ihnen ist die Betroffenheit anzusehen, die der Kontakt mit dem Elend erzeugt. Mitschuld an ihrer Unlust trägt aber sicher auch das steile Ansteigen der Favela, das ihre Kondition bei Temperaturen um 32 Grad überfordert. Auch Betti ist erstaunt, daß einige unentwegte noch weiter hinauf wollen. Da die Gruppe in diesem Umfeld zusammen bleiben muß, folgt den Willigen der Rest notgedrungen mit. Auf einem Müllberg suchen Kinder nach Brauchbarem, auch Schweine und Hühner werden dort fündig. Der Anblick von dort über die Stadt und die sich davor ausbreitende Favela wirft viele Fragen auf. Wie ein Zeichen der Hoffnung steigen überall kleine Drachen auf. Es ist offenbar die Lieblingsbeschäftigung der Kinder der Favela. Ein Haus neben dem anderen, vielleicht drei mal fünf Meter im Grundriß, schachtelt sich nebeneinander, übereinander, ineinander. Und plötzlich erklingt aus einer solchen "Bruchbude" in einer Lautstärke, die es auch mit den besten unserer Hifi Anlagen aufnehmen kann, moderne Popmusik. Ohne Zweifel, die Anlage mußte teurer sein als die Hütte selbst. Diese Hütte, so Betti, ist eine Sambaschule. Man darf den Ärmsten der Armen alles nehmen, nur eines nicht, den Samba. Karneval bedeutet für sie mehr als Weihnachten. Eine gute Sambatänzerin zu sein bedeutet für viele Mädchen und Frauen die einzige Möglichkeit, dem Teufelskreis der Armut, der Prostitution und dem Rauschgift entfliehen zu können.

Bild 8 In den Favelas Rio de Janeiros fehlt es an sanitären Anlagen. Die öffentlichen Wasserstellen sind Brunnen und Waschgelegenheit in einem

Plötzlich hat sich selbst Betti verlaufen. Sie fragt nach dem geeigneten Rückweg. Man deutet ihr an, daß sie den vorgesehenen Weg nicht gehen soll. "Muito perigoso", - "sehr gefährlich" wird ihr beschieden. Dabei bleibt unklar, ob es sich um die mechanischen Eigenschaften des Weges handelt, der Steilhang ist zum Teil, rutschig und glatt, oder um Gefahren, die von Menschen ausgehen. Die Gruppe ist am Ende froh, die Favela mit Kameras und allem wieder heil zu verlassen.

Jetzt ist sie froh, wieder in der Heimat zu sein, doch nicht ohne einen wehmütigen Blick zurück. Unvergessen wird die für uns ungewohnte Herzlichkeit bleiben, mit der die Gruppe überall, selbst bei den Ärmsten empfangen wurde.


Pfefferstrauch

Mitten in der Pampa
lebt ein Pfefferstrauch,
Sonne und Wind
braucht er zum Leben,
Sonne und Wind.

Gekrönt vom Gestein
lebt der Pfefferstrauch,
Mond und Wind bewachen ihn,
Mond und Wind.

Wenn seine Zweige erblühen,
ist es eine Feuersbrunst,
so viel Rot streuen sie aus,
flammenden Rot.

Niemand sieht ihn arbeiten
unter der Erde,
wenn er Tag und Nacht
seine Nahrung sucht.

Roter Pfefferstrauch
des Nordens,
atakamenischer,
ich fühle den Gesang
Deiner Zweige
in der Wüste.

Du mußt weiterblühen
wie eine Feuersbrunst,
denn der Norden
gehört Dir ganz,
ganz.

Viktor Jara



Werner Liesmann ist Vorstandsvorsitzender des Servir e.V.


Quelle: Sendbote - Zeitschrift der Missionare der Heiligen Familie - Dezember 1995, Januar 1996


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