Pressespiegel

Knochenarbeit bedeutet für Pennäler große Umstellung

400 Jungen und Mädchen werden in Servir-Kindertagesstätte betreut

Von Frank Blöink, Roland Dolle und Claudia Vierschilling

Januaria/Altenhundem. (WP) Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Maria Königin opfern derzeit ihre Ferienzeit für den Einsatz im Hilfsprojekt Servir in Südamerika.

"Nach dem dreitägigen Aufenthalt in Januaria brachen wir endlich zu unserem eigentlichen Bestimmungsort Quebra Guiada auf. Auf der Ladefläche eines LKWs, auf dem sowohl wir als auch Nahrungsmittel und unser Gepäck untergebracht waren, fuhren wir die 30 km auf einer holprigen Sandpiste, wobei die gesamte Ladefläche zugestaubt wurde. In Quebra Guiada, einem Dorf mit 30 Einwohnern, in dem es erst seit einem halben Jahr elektrischen Strom gibt, angekommen, erwartete uns der Bürgermeister mit einem Feuerwerk. Ansonsten aber gab es nur ein paar Häuser und jede Menge Staub. Allerdings hat sich seit dem letzten Aufenthalt einer Gruppe vor fünf Jahren einiges verbessert.

Verbesserungen

Die Pumpe, die Wasser vom 300 m entfernten Fluß zum Dorf pumpt, hat einiges verändert. Unter anderem eine kleine Bananenplantage und Limonenbäume sind nur durch die von Servir gespendete Pumpe möglich geworden. Nachdem wir den ersten Tag zum Aufbau unserer Schlaflager in der Kirche inklusive Aufhängen der Moskitonetze und zur Orientierung innerhalb des Dorfes nutzten, begannen wir um 6 Uhr am zweiten Tag mit der Arbeit. Das Ausheben der Gräben für die Fundamente der noch nicht vorhandenen sanitären Anlage gestaltete sich noch relativ einfach, aber schon das Graben der zwei Meter tiefen Abwassergrube am nächsten Tag trieb uns - auch auf Grund der heissen und trockenen Luft - den Schweiß auf den gesamten Körper.

Bild1 Das Ausschachten der Fundamente und des Abwasserbehälters der neuen Sanitäranlage in Quebra Guiada erwies sich angesichts des Klimas als überaus schweisstreibend.

Bauarbeiten

Auch das Herbeischleppen des Sandes vom Fluss, den der Maurer für seine Arbeit benötigte, gestaltete sich als nicht weniger anstrengend: In Säcken mußte der Sand das steile Ufer hoch und dann verladen werden in eine Schubkarre, die 300 m vom Dorf entfernt war. Eine sehr schweisstreibende Arbeit war es auch, eine zwei Meter tiefe Jauchegrube für die Toiletten auszuheben. Die lange körperliche Arbeit war für uns eine Umgewöhnung. Ansonsten ist es auch sehr spannen und interessant, das Leben der Einheimischen zu beobachten und kennenzulernen.

Bild2 Vom etwa 300 m entfernten Fluss muss der benötigte Sand zur Baustelle herangekarrt werden..

Kindertagesstätte

Claudia Vierschilling: "Viele Grüße aus dem sonnigen Januaria. Am Montag dem 3. Juli begann unser Arbeitsaufenthalt im SERVIR, einer Kindertagesstätte für Kinder im Alter von 1 1/2 bis 17 Jahren. Die ca. 400 Jungen und Mädchen werden hier zwischen 9 und 17 Uhr von acht Erziehern betreut. Die Talente der Kinder werden gut gefördert. Es gibt vor Ort einen Musikraum, einen Computerraum, einen Ballettsaal, einen Raum zum Malen und Zeichnen, zum Drucken von T-Shirts, eine Schneiderei und einen Raum, in dem technische Dinge (Auto- und Motorradfunktionen) gelehrt werden. Außerdem besitzt das Projekt eine Küche, in der die warmen und kalten Mahlzeiten für die Kinder zubereitet werden. Eine Bäckerei beliefert fünf Geschäfte in der Stadt mit frischen Backwaren. Der durch den Verkauf erzielte Erlös fließt direkt wieder in die Kindertagesstätte und dient somit der Selbsthilfe.

Selbsthilfe

Unsere Aufgaben sind sehr unterschiedlich. Entweder wir helfen in der Küche bzw. Bäckerei oder wir verbringen mit den Kindern den Tag. In verschiedenen Gruppen wird gemalt, gesungen und gespielt. Das Alter in diesen Gruppen variiert (2 bis 10). Am Nachmittag verlassen die Älteren das Projekt, weil sie zur Schule gehen; die Jüngeren schlafen dort und verbringen den Nachmittag im SERVIR. Die Kinder sind sehr anhänglich und stolz auf das, was sie dort lernen. Sie zeigen uns, wie sie sich über unseren Besuch freuen, indem sie uns viele kleine Geschenke, z.B. Armbänder und Gemälde, machen. Den restlichen Tag verbringen wir drei Mädchen in unserer sechsköpfigen Gastfamilie. Sie ist genauso wie die Kinder und Erzieher von Servir sehr freundlich und interessiert an uns und unserem Land. Durch unsere Familie erfahren wir die brasilianische Lebensweise jeden Tag aufs neue. Wir werden vielen Bekannten vorgestellt und lernen Bewohner Januarias kennen. Aber auch uns unbekannte Menschen kommen oft auf uns zu, und durch unser europäisches Aussehen werden wir schnell als Fremde entlarvt und angesprochen. Mittlerweile haben viele Vor- und Nachteile des brasilianischen Lebens erfahren und gesehen, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben werden."

Quelle: Westfalenpost - 19. Juli 2000

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