Mordverdächtige verhaftet

Erfolgreiche Eilaktion in Brasilien

Im Januar diesen Jahres "verschwand" der zehnjährige Carlos Cezar Borges Andrade Fernandes in der Stadt Paranhos im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul, wenige Tage später fand man seine Leiche. Allen Anzeichen nach war er vor seiner Ermordung vergewaltigt worden. Die Polizei leitete keine Untersuchungen ein; die einzigen Fotos vom Tatort und dem Toten haben die Eltern gemacht. Im Polizeibericht war bei der Todesursache "unbekannt" vermerkt. Die Mutter des Ermordeten, Serenita Andrade Fernandez, war schon damals fest davon überzeugt, daß der Mord an ihrem Sohn ein Racheakt war: Ihr Bruder war im September 1997 getötet worden, nachdem er Morddrohungen von Angehörigen örtlicher Polizeibehörden und einem Politiker erhalten hatte. Dies gab sie damals der Polizei zu Protokoll.

Der Bundesstaat Mato Grosso do Sul grenzt an Bolivien und Paraguay und ist für seine Drogengeschäfte, an denen auch Funktionäre beteiligt sein sollen, bekannt. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Menschenrechtler, Rechtsanwälte oder Journalisten, die in Todesfällen recherchierten und sich öffentlich für eine restlose Aufklärung einsetzten, bedroht, angegriffen oder getötet worden oder "verschwunden".

Nachdem bei den brasilianischen Behörden auf ai-Initiative über 2000 Appellbriefe eingegangen waren, die eine restlose Untersuchung des Mordes an Carlos Cezar Borges Andrade Fernandes forderten, sah sich das Justizministerium veranlaßt, Ermittlungen in seinem Fall anzuweisen. Die Ermittlungen waren nach einer Woche abgeschlossen, drei Verdächtige wurden festgenommen. Zwei von ihnen gestanden den Mord, den sie ihrer Aussage nach im Auftrag des Dritten, eines örtlichen Militärpolizisten, verübt hatten. Er gehörte zu denjenigen, die Serenita Andrade Fernandez mit der Ermordung ihres Bruders in Verbindung gebracht hatte. Ein anderer Junge mußte zuvor sterben, weil die Auftragskiller ihn für Carlos hielten.

Eine Menschenrechtsgruppe, die den Fall an ai weitergeleitet hatte, dankte ai für die "Unterstützung und das Engagement" und betonte, das "dieses Ergebnis nur durch die Vermittlung und Intervention von ai" zustande kommen konnte.


Quelle: ai-Journal - Das Magazin für die Menschenrechte von amnesty international - Oktober 1998

amnesty international

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