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Zum 20. Todestag von Oscar Romero

Von Ansgar Kaufmann in Anlehnung an Materialien der Christlichen Initiative Romero (CIR)

"Mich könnt ihr töten, aber nicht die Stimme der Gerechtigkeit." - Wenige Tage vor seiner Ermordung am 24. März 1980 sagte Oscar Arnulfo Romero, der Erzbischof von San Salvador, dies in einem Interview. Er hat mit dieser prophetischen Aussage Recht behalten. Auch zwanzig Jahre nach seinem Tod ist Romero eine Symbolgestalt für den Kampf gegen Ungerechtigkeit und für eine klare Option der Kirche für die Armen. Auch wenn sich der Vatikan mit einer Seligsprechung des Märtyrer-Bischofs noch schwer tut, für das Volk von El Salvador ist längst klar, wen sie verehren: San Romero des America.

Oscar Arnulfo Romero wurde während einer Messe am Altar erschossen. Es war ein politischer Mord: die Auftraggeber wollten damit eine Stimme zum Schweigen bringen, die sich immer entschiedener für die vielen Armen des Landes gegenüber der reichen Oberschicht eingesetzt hatte.

Oscar Romero Oscar Romero: "Mich könnt ihr töten, aber nicht die Stimme der Gerechtigkeit."

Weitgehend unumstritten ist, dass Roberto d’Aubuisson, Gründer der rechtsgerichteten Partei ARENA, mit Hilfe hoher Parteioffiziere die Tat geplant hat. Der Hintergrund der Tat stellte die salvadorianische Oligarchie dar, die sogenannten reichen "vierzehn Familien", denen Romeros Engagement für Gerechtigkeit und für die Armen ein Dorn im Auge war. Der Mord ist bis heute ungesühnt.

Romero, der zunächst theologisch und politisch eher konservativ eingestellt war, wurde 1977 Erzbischof von El Salvador. Schnell geriet er jedoch in einen Konflikt mit der Regierung und die soziale Not seines Volkes bewirkte eine tiefgreifende persönliche Veränderung. Nach der Ermordung seines Freundes, des Jesuitenpaters und Befreiungstheologen Rutilio Grande ergriff Romero mutig und konsequent Partei für die Entrechteten seines Landes. Romero lehnte die Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele ab, predigte jedoch passiven bzw. gewaltfreien Widerstand. Großen Widerhall fanden seine mutigen Radio- Predigten, die im ganzen Land gehört wurden. 73 % der Menschen auf dem Land und 47 % in der Stadt hörten ihm zu. Die Predigten dauerten immer über eine Stunde. In dieser Zeit konnte man die Stimme des Bischofs aus Häusern und Autos hören, manchmal liefen die Leute am Sonntagmorgen sogar mit Transistorradios herum. Gerade die enorme Wirkung der Radio-Predigten machte den Erzbischof für die Mächtigen gefährlich.

Die Beerdigung von Oscar Arnulfo Romero wurde eine große Demonstration. So viele Menschen auf der Straße hatte das Land selten zuvor gesehen. Es war ein Protestzug gegen die menschenverachtende Herrschaftspraxis und für die Option für die Armen.

Romero konnte ermordet werden, das Gedenken an ihn nicht. In vielen kirchlichen Gemeinden und in den Basisgemeinden wird Romero als Prophet und Heiliger verehrt. Romero ist im Herzen der Basis. Einerseits verdankt er diese Rolle einer großen Volksfrömmigkeit, die er selbst dadurch gefördert hat, dass er an der Seite seines Volkes stand. Dieses Ansehen kann ihm nicht streitig gemacht werden und schlägt sich im Verfahren zu seiner Seligsprechung nieder. Andererseits hat Romero der Kirche Glaubwürdigkeit weit über die Grenzen der eigenen Kirche verschafft. Er hatte den Mut, sich gegen von den Mächtigen und Militärs begangenes Unrecht zu stellen und Täter und Opfer zu nennen.

Romero ist Mahnung: Vergessen bedeutet Verrat, erst Erinnerung ermöglicht Zukunft, die Option für die Armen und die kulturell Anderen stellt für die Kirche noch immer eine Herausforderung dar. Es ist notwendig, die Veränderung unmenschlicher Verhältnisse auf Erden in Angriff zu nehmen und damit den Worten Romeros treu zu bleiben: "Entweder glauben wir an den gott des Lebens, oder wir dienen den Götzen des Todes."

Die Bedeutung, die Romero heute haben kann, formuliert Norbert Arntz so: "Der vor zwanzig Jahren ermordete Erzbischof von San Salvador gehört nicht mehr den Menschen aus El Salvador oder Lateinamerika allein. Romero führt bis heute Menschen zusammen, die sich von ihm zu einer alternativen "Globalisierung" im Sinne der Solidarität inspirieren lassen - Menschenrechtsgruppen, Solidaitätsgruppen, Engagierte im Welthandel und Christinnen und Christen in Europa und anderswo."


Informationen und Literatur zu Oscar Arnulfo Romero, aber auch zu anderen Themen der Solidaritätsarbeit, sind erhältlich bei:

Christliche Initiative Romero e.V.
Frauenstraße 3-7
48143 Münster
Tel. 05 51 - 89 503
e-Mail: CI-Romero@oln.comlink.apc.org

Christliche Initiative Romero

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